Sehen & Erleben

Aalschokker
Die Aalfischerei spielte bei uns bis zum Beginn der sechziger Jahre eine nicht unbedeutende Rolle.
Der Fischer Heinrich Frings und seine beiden Brüder besaßen drei Aalschokker. Die Schiffe lagen in der Fangsaison der Aale, vor allem im September und Oktober, versetzt zueinander bei Rheinkilometer 604 in der Fahrrinne, mit festen Seilen am Ufer vertäut.
Für den Fang waren drei Frischwasserbecken mit einer Länge von 4,55 m, einer Breite von 1,60 m und einer Höhe von 1,45 m bis 1,75 m an Bord. Das Fischernetz war 25 m lang und 12 m breit. Die Fänge fanden nachts statt, da dann die Aale mit dem Strom "flossen" und in die Netze gerieten. Bis zu 6 Zentner Fisch wurden so pro Nacht eingeholt.
Den letzten der Aalschokker gaben die Gebrüder Frings 1964 auf und er diente schließlich als Steiger-Schwimmer. Als das Wasser- und Schifffahrtsamt die Verschrottung verlangte, beschloss der St. Nikolaus-Schifferverein im Jahr 1986, das 15 Meter lange und fünf Meter breite Schiff zu landen, auf den Rheinwiesen vor Urmitz zu verankern und als Denkmal für die Rheinfischerei zu pflegen.
Während eines Rheinhochwassers 1987 gelang es, den Schokker auf den Rheinwiesen zu verankern, wo er später einbetoniert wurde. Am 21. und 22. Mai 1988 wurde dieses 'Denkmal' mit einer Feier eingeweiht.
Adam-Schäfer-Haus
Adam Schäfer wurde am 23. September 1877 geboren. Er stammt aus einer katholischen Familie in Urmitz, die der Ideologie des Dritten Reichs mit einer klaren Haltung begegnete.
Diese Haltung als Katholik wurde Adam Schäfer zum Verhängnis. In Pommern, wo er von 1936 bis Dezember 1939 Pastor war, setzte er sich dem Verdacht aus, antinationalsozialistische Propagande betrieben zu haben.

Erste Verwarnungen erhielt er schon 1937; am 28. Dezember 1939 erfolgte seine Verhaftung. Im Gefängnis Koblenz wurde er gefoltert und nach acht Monaten krank und mit Berufsverbot belegt entlassen. Krankenhausaufenthalte in Koblenz waren die Folge.
Als er bei seiner Schwester in Urmitz wohnte, besuchte ihn wöchentlich ein Arzt, um seine Lagerfähigkeit zu überprüfen. Am 19. Dezember 1941 kam ein Arzt in Uniform. Nach dessen Weggang starb Adam Schäfer. Später am Tag kam ein weiterer Arzt, um den Totenschein auszustellen. Als Todesursache wurde Herzmuskelschädigung angegeben.
Im Dezember 2004 wurde das alte Schulgebäude neben der Urmitzer Pfarrkirche zu seinem Gedenken in "Adam-Schaefer-Haus" umbenannt.
Am 23. August 2014 wurde in Erinnerung an Adam Schäfer in Pommern (Kreis Cochem-Zell) ein "Stolperstein" des Künstlers Gunter Demnig als Zeichen gegen das Vergessen des Nazi-Terrors gesetzt.

Alter Dorfpranger
Bei genauem Hinsehen bemerkt man an der Ecke Kirchstraße / Hauptstraße an dem Eckhaus Nr. 38 ganz unten an der Hausecke das Stück eines gekehlten Rundplattensegmentes aus Basalt. Der größte Teil der Platte ist überbaut.
Dies ist unser alter Dorfpranger, das Exekutivinstrument der sogenannten niederen Gerichtsbarkeit, die für kleinere Vergehen zuständig war. In der Mitte des breiteren Wulstringes ist noch der Rest eines mit Blei eingegossenen oder eingehämmerten Eisenbolzens zu erkennen, der früher einen Ring zum Durchziehen der Fußfessel des Missetäters trug.
Noch 1941 soll die Erinnerung an den Brauch, dass hier sonntags nach dem Hochamt der Deliquent zum Spott der Kirchenbesucher angeschlossen wurde, lebendig gewesen sein. Nach derselben, aber als unsicher bezeichneten Quelle soll sich um den Stein auch ein Fruchtbarkeitskult der Frauen ähnlich dem beim Paradiesapfelstein in Irlich, gerankt haben.
Das Haus selbst, früher ein sehr schöner Fachwerkbau, um 1960 "renoviert" und im Juli 1972 ganz abgerissen, war wahrscheinlich die alte Schule aus dem Beginn des vorigen Jahrhunderts, vielleicht auch noch aus kurfürstlicher Zeit, und als öffentliches Gebäude an der vielbegangenen Haupt- und Kirchstraße für einen Prangerstandort besonders geeignet.
Bildstock "Am alten Schloß"
Auf der Hauptstraße, kurz hinter der Einmündung der "Jahnstraße" geht links eine Sackgasse ab. Man befindet sich "Am alten Schloß". Früher stand hier eine Gruppe enheimelnder Fachwerkbauten, die heute zum größten Teil umgestaltet und unter Anbauten und Zementputz verschwunden sind.
Gleich am Anfang der Sackgasse ist linkerhand, mit dem sicheren Gefühl der alten Handwerksmeister in den Winkel einer Bruchstein-Gartenmauer eingefügt, ein gemauerter Bildstock erhalten geblieben. Hinter sauberen Scheiben brennt abends auch hier immer ein Licht vor der Madonna. Der stillen Verehrung tut es keinen Abbruch, dass es nicht mehr das alte Original, sondern ein Erzeugnis der modernen Devotionalien-Industrie ist.
Nach einer fast vergessenen Überlieferung wurde dieser Bildstock von einem jungen Mädchen in Erfüllung eines in höchster Not gemachten Versprechens gestiftet, als es im Januar 1814 unter Anrufung der Gottesmutter einem ihm nachstellenden Kosaken entkommen war.
Die Anwohner kümmern sich liebevoll um den Erhalt des Kleinods.


Bimsdenkmal
Die Gemeinde Urmitz kann sich des Vorzugs erfreuen, die Wiege der Bimssandstein-Industrie zu sein, einer Industrie, welche den Wohlstand der Gegend mit den Jahren in unverkennbarer Weise gehoben hat.
Der Ruhm, die Gründer und Urheber der Bimssandstein- oder Schwemmstein-Industrie zu sein, gebührt Johann Elingshausen und Peter Müller. Sie legten 1854 den Grundstein zu einer Industrie, welche nach einem Vierteljahrhundert das Neuwieder Becken beherrschen sollte.
Im Jahr 1891 wurden insgesamt 2.200 Arbeiter beschäftigt, die rund 110 Millionen Mauersteine und 400.000 Kaminrohrsteine anfertigten, welche in ungefähr 20.000 Doppelwagen bahnseitig und auf 400 Schiffen wasserwärts in das nähere und weitere Absatzgebiet zum Versand gekommen sind.
Auf einem Platz im Kreuzungsbereich Hofacker / Kaltenengerserstraße wurde der Bimsgeschichte der Gemeinde Urmitz ein Denkmal gesetzt.
Gedenktafel Bombenopfer 6.1.1945
Am 6. Januar 1945 fallen Bomben auf Urmitz. Ein Volltreffer landet in einem Keller der Hauptstraße. Sieben Menschen kommen dabei ums Leben. Der damals siebenjährige Ernst-Ludwig Höfer verliert die halbe Familie. Eine Gedenktafel erinnert seit 1995 an die Opfer.

Am 6. Januar 1945 fliegen 95 amerikanische B-24-Bomber der 2. US-Bomberdivision in Richtung Koblenz. Ihr Ziel: der Mosel-Verschiebebahnhof. Ihre tödliche Fracht: 420 Tonnen Spreng- und 38 Tonnen Brandbomben. Einige fallen wieder einmal auf Urmitz. Die Sirenen heulen. Mehrere Bewohner in der Hauptstraße fliehen in den Gewölbekeller unter dem Kolonialwarenladen von Jakob Rünz. Eine Bombe durchschlägt ein Haus auf der anderen Straßenseite, bevor sie den bewussten Keller trifft und dort explodiert.
Die kleine Maria Theresia und die erst 32-jährige Mutter, Katharina Höfer, sterben Arm in Arm. Der Explosionsdruck tötet auch die Großmutter, eine Tante sowie drei Nachbarinnen. Der Vater entkommt dem Unglück nur, weil er zu dieser Zeit auf der Arbeit ist.
Kolonialwarenhändler Jakob Rünz beginnt nur wenige Wochen später mit dem Wiederaufbau des Hauses. Die Nachbarn halfen ihm dabei. Doch auch das geht nicht ohne Zwischenfall. Das Gerüst, mühsam aufgebaut, fahren Panzer der Amerikaner um, die im März 1945 in Urmitz einmarschieren.
Seit dem 6. Januar 1995 erinnert an der Hauswand in der Hauptstraße 26 eine Gedenktafel an die Opfer des Bombenangriffs. Diese Tafel soll Mahnmal sein, dass der Krieg Schuldige und Unschuldige gleichermaßen trifft.

Haus Bethlehem
Vom Oktober 1900 bis zum Sommer 1901 wurde in der Urmitzer Schlöffchenstraße auf einem Grundstück der Pfarrei ein Kloster für die Armen Dienstmägde Christi mit dem Mutterhaus in Dernbach errichtet.
Steine und Sand für den Bau stifteten Urmitzer Fabrikanten. Der Urmitzer Darlehenskassenverein spendete 6.000 Mark. Am 15. Oktober 1901 zogen vier Schwestern aus Dernbach in das Haus ein. Das Kloster wurde "Haus Bethlehem" genannt. Die Schwestern widmeten sich zunächst der Krankenpflege. Von 1910 an unterhielten sie auch eine Nähschule und eine Kinderbewahrschule. Das Klostergebäude verblieb jedoch im Besitz der katholischen Kirchengemeinde.
Die Schwestern blieben fast 60 Jahre in Urmitz und wirkten hier segensreich durch die Betreuung von Kranken, die Unterhaltung des Kindergartens und der Nähschule. Langjährige Leiterin der Nähschule war Schwester Pachomia, die am 17. Oktober 1954 ihr 50-jähriges Ortsjubiläum in Urmitz feiern konnte. Anlässlich dieses Jubiläums erhielt sie das Bundesverdienstkreuz.
Schwester Mirella war fast 50 Jahre lang hier in der Krankenpflege tätig. Schwester Alwana leitete lange Jahre den Kindergarten. Sie betreute mit einer Helferin etwa 60 Kinder in einer Gruppe.
Zur Grundversorgung bewirtschafteten die Schwestern einen Garten. Ferner war es für die Urmitzer Bürger, besonders Bauern, Bäcker und Metzger eine Ehrensache, die Schwestern mit Lebensmitteln zu versorgen. Bedingt durch den Mangel an Ordensschwestern mussten die Armen Dienstmägde Christi aber 1960 ihre Niederlassung in Urmitz aufgeben.
Am 31. Dezember 1960 wurden die Schwestern von der Gemeinde mit einem feierlichen Dankamt in der Pfarrkirche verabschiedet. Das Schwesterngrab auf dem Friedhof erinnert an das verdienstvolle Wirken der Armen Dienstmägde Christi in Urmitz.
Heiligenhäuschen vor dem Rathaus
Heiligenhäuschen waren immer ein Zeichen der Frömmigkeit und Orte der Besinnung. Die Entstehung des Heiligenhäuschens auf dem Les-Noes-Platz ist leider nicht historisch dokumentiert.

Interessant sind in dem Zusammenhang aber die Hinweise von Walter Häring. Das Bauwerk war aus Bimsstein errichtet. Erst 1845 ist es dem Koblenzer Bauinspektor Ferdinand Nebel gelungen aus Bims, Kalk und Wasser einen Bimsstein herzustellen. Die erste Bimsproduktion in Urmitz erfolgte 1854. Da vielerorts nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 Soldaten als Dank für die gute Heimkehr Kapellen gestiftet haben, könnte auch unsere Kapelle aus dieser Zeit stammen. 1984 wurde das Heiligenhäuschen letztmalig renoviert. Dort wurde bis zum Jahre 1963 bei der Fronleichnamsprozession der zweite Segen gegeben.
Im Rahmen einer Neugestaltung des Platzes musste das Heiligenhäuschen abgerissen und unweit davon neu aufgebaut werden. Die offizielle Einweihung erfolgte am 21.02.2014.
Als Glücksfall hat sich im Rahmen der Neugestaltung herausgestellt, dass sich Malermeister und Kirchenrestaurator Willi Wilhelmi bereiterklärt hat, gemeinsam mit seinem Sohn Christoph die Restaurierung des hölzernen Barockaltars zu übernehmen. Bei der Durchführung der Arbeiten schaltete er zusätzlich die Diplomrestauratorin Katrin Etringer aus Bubenheim ein. Ihrer Aussage nach muss der Altar stilistisch in die Zeit von 1740 bis 1800, also ins späte Barock datiert werden. Die Restaurierung gestaltete sich sehr aufwendig. Im Laufe der letzten Jahrzehnte gab es bis zu sieben Überarbeitungsphasen, in der durch die unterschiedlichsten Anstriche die ursprüngliche Farbgebung nicht zu erkennen war und viele Details unkenntlich wurden. Bei der mechanischen Freilegung mittels Skalpellen, kamen die alten Gold- und Silberauflagen jedoch wieder zum Vorschein. Insbesondere die Verwendung von Silber lässt darauf schließen, dass der Altar im Innenbereich stand und gegebenenfalls als Tabernakel genutzt wurde oder auch Teil eines größeren Ensembles war. Die Holzarbeiten selbst sind von hoher Qualität und mit guten Schnitzereien versehen. Eine Besonderheit stellt das apokalyptische Lamm auf dem Buch der Offenbarung mit den sieben Siegeln dar, welches von einem Strahlenkranz umgeben ist.
Bei dem Basaltkreuz des Dietrich vom Hahn von 1658 als auch bei dem in der Kapelle befindlichen Altaraufsatz handelt es sich um denkmalgeschützte Einzelobjekte. Die sonstige Innenausstattung wie das barocke Kreuz, Kerzenleuchter und weitere Dekorationsgegenstände wurden von der Kirchengemeinde gestiftet. Damit zeigt auch die Pfarrgemeinde ihre äußere Verbundenheit mit der Ortsgemeinde.

Prozessionsweg
Die heutige Ringstraße (Im Graben) war bis etwa im Jahre 1900 die südliche Ortsbegrenzung. (Der Bereich "Am Alten Schloss" lag außerhalb des Ortskerns.) Die Fronleichnamsprozession ging früher um das Dorf herum. Nur die Kirmesprozession geht heute noch diesen alten Prozessionsweg. Nach den Glaubensvorstellungen unserer Vorfahren hatte dieser Prozessionsweg eine gewisse Schutzfunktion. Das galt auch für die "strategische" Platzierung der Wegkreuze im Außenradius der Ringstraße.
Das Kreuz des Schultheis
Am ersten Haus der Kreuzung Hauptstraße / Ringstraße, der früheren Grabenstraße, erhebt sich aus einem pyramidenartigen Sockel ein Basaltkreuz mit Corpus und Schriftrolle INRI.
Auf dem hochgezogenen Schaft lesen wir die Inschrift: 1730 / ZV EHREN GOTTES HAT HER / SIBASTIA / DÖTSCH / GEWESE / NER KVR / TRIRISCH / ER SCHVL / THUIS DA / HIER / I F
Die beiden letzten Buchstaben bedeuten id fecit hat dieses (Kreuz) gemacht (machen lassen). Auf der Abbildung ist der zweite Querstrich des F schlecht zu erkennen, weil er beim letzten Anstrich nicht ausgezogen wurde.
Wenn Sebastian Dötsch sich hier als "gewesener Schultheis" bezeichnet, 1725 aber noch als "Schultheis" erwähnt wird, so darf man annehmen, dass er das Kreuz bei seiner "Pensionierung" als Dank für eine glückliche Amtsführung hat setzen lassen.
Holzkreuz am Haus Weber
Das Holzkreuz am Hause Weber (ehem. Mohr, Ecke Ringstraße/Hauptstraße 69) war bis 1963 dritter Altar der Fronleichnamsprozession.
Der Korpus des Kreuzes wurde in den 1970er Jahren gestohlen. 1985 wurde von Arthur Schwenk ein neuer Holzkorpus geschnitzt, der von der Nachbarschaft bezahlt wurde.
Im Frühjahr 2000 wurde dieser Korpus mutwillig beschädigt, indem die Beine des Christuskörpers abgebrochen wurden. Im Frühjahr 2004, vor der 1250-Jahr-Feier der Gemeinde Urmitz, wurden die Beine des Christuskörpers von Gottfried Hammer ergänzt und zugleich das gesamte Kreuz mit Holzlasur restauriert.
Nach dem Verkauf des Hauses musste das Holzkreuz dort entfernt werden. Der Museumsverein hat die Gelegenheit genutzt, das Kreuz erneut zu restaurieren. Am Haus von Stefan Weber an der Ecke Hauptstraße/Dürmerstraße hat das Kreuz im Juli 2020 einen neuen Platz gefunden. Die Firma Alke hat zum Schutz des Kreuzes eine dekorative Überdachung angefertigt.
Eine weitere Schutzfunktion hatte das Hochkreuz von 1538 am Kreuzgässchen, welches genau westlich des ehemaligen Ortskerns steht. Westrichtung: Sonnenuntergang, Zeichen des Todes, Schlechtwetterseite ...
Das Wegkreuz des Dietrich vom Hahn
Im Jahre 1658 ließen der Urmitzer Schultheiß Dietrich vom Hahn und seine Hausfrau Elisabeth, geborene Henseler, am damaligen südlichen Urmitzer Ortsrand ein Basaltkreuz errichten. Urmitz zählte zu dieser Zeit etwa 140 Einwohner.
Derselbe Standort des Kreuzes bildet heute den Mittelpunkt des Ortes, beim Rathaus, an der Kreuzung Ringstraße, Koblenzer Straße und Jahnstraße. Dieser Kreuzungsbereich wird seit dem Jahr 2000 nach der französischen Partnergemeinde "Les-Noes-Platz" genannt. Das Basaltkreuz ist in einen Mühlstein von 98 cm Durchmesser eingelassen, aus dem es mit einer Höhe von 235 cm hervorragt. Der Steinmetz ist namentlich nicht bekannt. Kurt Müller-Veltin ordnet das Kreuz der Werkstatt E in Mendig zu. Auffallend ist die absolute Übereinstimmung des Blutengelmotivs im oberen Teil dieses Kreuzes mit einem Kreuz in Obermendig, ebenfalls von 1658. Große Ähnlichkeit erkennen wir auch mit Kreuzen in Niederzissen, Plaidt, Rieden und bei der Fraukirch, die wohl alle aus der besagten Werkstatt E in Mendig stammen.
Es handelt sich hier also um ein sogenanntes Blutengelkreuz. Den Gekreuzigten umschweben drei Engel, die das aus den Nagelwunden tropfende Blut mit einem Kelch auffangen. Der Kruzifixus und die Engel sind am Kreuz halbplastisch herausgearbeitet. Wenn wir nun den Text lesen, bekommen wir einige Schwierigkeiten. So stören uns beim Lesen die willkürlichen Trennungen an den Zeilenenden, und die Schreibweise entspricht natürlich nicht den heutigen Rechtschreibregeln. Ganz besonders stören uns aber die im Text eingestreuten übergroßen, also besonders hervorgehobenen Großbuchstaben.
Wir haben es hier mit einem sogenannten Chronogramm zu tun, einer Zeitaufzeichnung innerhalb des Textes. Die übergroßen Großbuchstaben erfüllen nämlich neben dem lesbaren Text noch einen zweiten Zweck. Sie sind zugleich römische Zahlzeichen, I = 1, V = 5, X = 10, L = 50, C = 100, D = 500.
Beginnen wir nun mit dem Anfang des Stiftertextes und erfassen systematisch die Zahlenwerte, ergibt die Addition die Summe 1658, also die oben angegebene Jahreszahl der Errichtung des Kreuzes. Solche Chronogramme waren besonders in der Barockzeit beliebt. Wie der Stiftertext zeigt, wurde an einigen Stellen auch getrickst, um bestimmte Zahlenwerte zu erreichen, wie HANSELIN, eine etwas eigenwillige weibliche Form des Familiennamens Han (Hahn) in Kombination mit dem Familiennamen Henseler (Elisabeth, geb. Henseler, aus Ehrenbreitstein), um die Zahlenwerte L = 50 und I = 1 zu erhalten. Interessant ist auch das Wort CRVCIFIXIBILTNVS, mit der Endsilbe nus statt nis, weil wohl noch der Zahlenwert Fünf fehlte.
Wegen der besseren Lesbarkeit schauen wir uns nun den gesamten Stiftertext in der normalen Schreibweise an:
AO 1658 DITERICH VON HAN ELISABETH HANSELIN SEIN HAVSFRAVV HABEN DIS CRVCIFIXIBILTNVS ZV EHREN GOTTES HIEHIN EINSTELLEN LASEN
Die "Rheinmadonna"
Seit 1964 blickt die Rheinmadonna mit dem Jesukind auf dem Arm segnend auf die vorbeiziehenden Menschen und Schiffe.
Frau Jaegers, eine geborene Klöckner aus Urmitz, ist die Großmutter mütterlicherseits von Dr. Gunter Jaegers, Inhaber der gleichnamigen Reederei aus Duisburg.
Sie war in den 1950er-Jahren schwer erkrankt und hatte auf dem Krankenbett gelobt, im Falle der Genesung in ihrer Taufkirche St. Georg in Urmitz eine Madonna zu stiften. Seit 1964 steht sie nun lebensgroß, in Lindenholz geschnitzt, elegant und mit langem Mantel am Ende des Pfarrgartens.
Viele Kapitäne und Partikuliere kannten diese Geschichte und ließen bei der Vorbeifahrt zum Gruß der Madonna das Signalhorn ertönen. Dies ist heute leider verboten. Zudem ist es dem Zeitablauf geschuldet, dass nur noch sehr wenige Schiffer die Geschichte kennen. Auch deshalb ist nicht mehr mit dem Gruß an die Madonna zu rechnen.
2015 war die Madonna durch stauende Nässe sehr stark beschädigt. Willi Wilhelmi hat sie wieder restauriert und farblich besser gestaltet. Nun erfreut sie wieder mit hübscherem Outfit die vielen Wanderer und Radfahrer auf dem Leinpfad.


Örmser Museum
2005 wurde unser Dorfmuseum in der Hauptstraße 42 eröffnet. Treten Sie ein in die Geschichte von Urmitz.
Die Öffnungszeiten werden im Mitteilungsblatt bekannt gegeben. Eintrittspreis 1,50 EUR. Sonderführungen sind ab 15 Personen möglich. Telefonische Terminvereinbarung unter 02630-962545. Zusätzlich finden im Museum kulturelle Sonderveranstaltungen wie zum Beispiel Vorträge, Künstlerausstellungen oder Dichterlesungen statt.
Kontaktdaten:
Internet: www.örmsermuseum.de
Mail: info@örmsermuseum.de
Tel. 02630-962545
Obstlehrpfad
Am Ortsrand, im Urmitzer Wasserschutzgebiet, liegt der Obstlehrpfad der Gemeinde.
Interessierte Bürger und vor allem Schulkinder können sich hier über die Vielfalt unserer heimischen Obstarten informieren. Ältere Gäste finden hier manch vergessene Sorte wieder. Wer weiß schon, dass sich hinter Clapps Liebling, Gute Luise und Vereinsdechant eine Birne, hinter Geisepitter, Zeppelin und Koröser Weichsel eine Kirsche und hinter Goldparmäne, Zuccaimaglio und Kaiser Wilhelm ein schmackhafter Apfel verbirgt.
Auf dem 6000 Quadratmeter großen Gelände wurden Sorten, die einst in unserer Heimat typisch waren, von der Interessengemeinschaft ‘Obstlehrpfad' vorrangig berücksichtigt.
Eine Vogelschutzhecke, ein Feuchtbiotop und eine Mauer, die Lebensraum für Salamander und andere Kleintiere bietet, ergänzen das attraktive Angebot.


Freizeitgelände "Örmser Ring"
Ein Erlebnis für alle Generationen
Die Idee für ein generationenübergreifendes Erlebnisgelände in Urmitz ist schon einige Jahre alt. Mit planerischer Unterstützung durch die örtliche Jugendpflege, viel Anstrengung im Rahmen des Grunderwerbs sowie finanzieller Unterstützung seitens der Landesregierung ist es aber jetzt soweit.
Sie betreten das Gelände entweder im Anschluss an die Raiffeisenstraße über den Bubenheimer Weg oder durch den Wendehammer der Straße "Im Feld".
Wenn Sie die zweite Variante wählen, erfolgt der Einstieg mitten durch den Obstlehrpfad der Ortsgemeinde. Die Mitglieder des Obst- und Gartenbauvereins haben hier alte Obstsorten zusammengetragen, damit diese auch für die Nachwelt erhalten bleiben.
Hier werden Sie feststellen, dass sich hinter Clapps Liebling, Gute Luise und Vereinsdechant eine Birne, hinter Geisepitter, Zeppelin und Koröser Weichsel eine Kirsche und hinter Goldparmäne, Zuccaimaglio und Kaiser Wilhelm ein schmackhafter Apfel verbirgt. Formschöne Bänke laden an verschiedenen Stellen zum Verweilen ein.
Im Anschluss an den Obstlehrpfad können Sie auf formschönen Holzliegen die Sonne genießen und dabei die Seele baumeln lassen.
Die gesamte Möblierung auf dem Gelände wurde übrigens durch die Werkstatt des Heinrich-Hauses in Engers angefertigt. Die Heinrich-Haus gGmbH ist ein modernes Dienstleistungsunternehmen für Menschen mit Körper-, Lern- und Sinnesbehinderungen und Senioren.
Direkt daneben befindet sich ein Bouleplatz, für all diejenigen, die sich lieber bewegen möchten. Boule ist auch unter dem Namen Pètanque, oder italienisch Boccia, bekannt und wird schon immer in Südfrankreich und Italien gespielt. In den vergangenen Jahren hat das Spiel auch in Deutschland immer mehr begeisterte Anhänger gefunden.
Überall auf dem Gelände sind Baumstammrundlinge verteilt. Diese können nach Belieben an den gewünschten Ort gerollt und als Sitzgelegenheit genutzt werden.
Weiter geht es zur Reck-Anlage für unsere kleinen Gäste. Neben Muskelkraft und einer guten Portion Mut ist hier insbesondere Körperspannung gefragt.
Eltern sollten hier etwas Zeit einplanen und ihren Kindern die Gelegenheit geben ihre motorischen Fähigkeiten zu testen und verbessern.
Ein Stück weiter des Weges passieren Sie den Barfußpfad. Sie werden von den Socken sein.
Wie eine Fußreflexzonenmassage regt der Gang über Kies, Gras, Sand, Steine und Rindenmulch den gesamten Organismus an.
Dieses Freizeitangebot dient dem Zweck, die Gesundheit und Bewegungskompetenz (nicht nur von Kindern) zu fördern und Interesse an der Natur zu wecken.Im direkten Anschluss erreichen Sie den mit Basaltquadern gestalteten Treffpunkt im Örmser-Ring.
Hier kommt man zum Gespräch zusammen und kann an einem kleinen Lagerfeuer Brotscheiben rösten oder auch Würstchen grillen. Hier wird reflektiert was man schon alles erlebt hat oder noch unternehmen möchte.
Der Platz wird ganz besonders von Gruppen der örtlichen Kindertagesstätte und der Grundschule geschätzt.
Überall auf dem Gelände verteilt befinden sich schöne Sitzgruppen.
Viele Familien oder Freundeskreise treffen sich hier zum Picknick oder nehmen diese als Anlaufstation für die Kinder bei einem längeren Aufenthalt auf dem Gelände. Der ganze Örmser-Ring ist vom Grundgedanken her auf Treffen und gemeinsame Gespräche ausgerichtet. Möglichkeit zum gemeinsamen Spiel und Gespräch bietet auch die große Kreuzwippe. Ganz bewusst wurde hier Wert darauf gelegt, das mehrere Kinder gemeinsam spielen und kommunizieren. Deshalb wurde zum Beispiel auf die Installation von Einzelspielgeräten ganz verzichtet. Schnell werden so neue Freundschaften geschlossen.
In diesem Geländebereich wurde auch ein Fitnessparcours mit insgesamt 7 Fitnessgeräten installiert. Dieser Bewegungsparcours ist ein Freizeitangebot mit speziell für Erwachsene und Senioren konzipierten Fitnessgeräten. Auf jedem Gerät ist eine Bedienungsanleitung angebracht, zudem wird beschrieben, welches Gerät welche Körper- und Muskelpartien trainiert. Kostenfrei und in Altagskleidung kann man da im Vorbeigehen etwas für sich und seinen Körper tun.
Der SV Urmitz wurde gebeten, hier regelmäßige Übungseinheiten unter fachlicher Anleitung anzubieten.
Durch das Anlegen von Hügeln und Senken wurde das Gelände des Örmser-Rings insgesamt aufgelockert und abwechslungsreich gestaltet. Der jetzige Zustand lässt vergessen, dass es sich hier um das Gelände einer ehemaligen Bimsfabrik handelt. Insbesondere Kinder wissen diese Abschnitte als ergänzende Spielbereiche zu schätzen.
Ein Highlight für die Jugend ist der angelegte Dirtbike-Parcours. Als Dirt Bikes bezeichnet man stabile Mountainbikes mit meist kleineren Rahmen. Sie werden für Dirt Jumps, also zum Springen über die natürlichen Hindernisse im Gelände, eingesetzt. Diese Fahrräder sind Sportgeräte und zur normalen Fortbewegung kaum geeignet. Hier können sich versierte Biker in Sprüngen über Hügel und Bodensenken üben. Damit wurde ein langjähriger Wunsch der Dorfjugend erfüllt.
Der Ausgang vom Örmser Ring erfolgt derzeit noch über eine provisorisch angelegte Verbindung zum Bubenheimer Weg und weiter über die Raiffeisenstraße zurück in den Ortskern.
Nach Fertigstellung des Neubaugebietes "Südlicher Ortsrand" wird eine direkte Anbindung in die Wohnbebauung, bzw. zu den Wohnprojekten "Wohnen 60 plus" und dem "Generationenübergreifenden Wohnen" erfolgen. In Planung ist dort auch ein Café, welches dann der krönende Abschluss für einen erlebnisreichen Tag im Örmser-Ring darstellen wird.
Rheinbrücke Urmitz - Engers
Am 24. März 1916 wurde mit dem Bau einer Eisenbahnbrücke für die Bahnstrecke Koblenz-Neuwied begonnen.

Diese, nach dem ältesten Sohn Kaiser Wilhelms II. benannte Kronprinz-Wilhelm-Brücke, wurde bereits am 15. August 1918 für den Verkehr freigegeben. Bei Planung und Bau der Bogenbrücke dürften strategische Überlegungen eine große Rolle gespielt haben, so zum Beispiel der bessere Transport von Nachschub an die Front. Die Kronprinzenbrücke war Teil einer Brückenfamilie aus drei ähnlichen, strategisch motivierten Eisenbahnbrücken über den Rhein. Die anderen beiden Brücken waren die Ludendorff-Brücke bei Remagen und die Hindenburgbrücke bei Rüdesheim.
Am Freitag, dem 9. März 1945, wurde die Brücke durch Pioniere der Deutschen Wehrmacht zerstört, obwohl sich auf ihr noch Soldaten auf dem Rückzug vor den heranrückenden Alliierten Truppen befanden. In den letzten Kriegstagen des Jahres 1945 war die Kronprinzenbrücke einer der wichtigsten Rheinübergänge für die flüchtenden Truppen der Wehrmacht. Zur Erinnerung an die Opfer, die bei der Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke ums Leben kamen, hat die Gemeinde Urmitz einen Gedenkstein in den Rheinanlagen errichtet. Die Basalt-Lava-Säule mit eingefasster Messingplatte, die das Abbild der 1916 errichteten Kronprinzenbrücke zeigt, soll an die Grausamkeit von Krieg und Gewalt erinnern.
Die im Jahr 1948 eingestellten Arbeiten zum Wiederaufbau fanden erst 1952 wieder ihren Fortgang. Am 23. Mai 1954 wurde die wiederhergestellte Fachwerkbrücke dem Verkehr übergeben. Damit gab es fast ein Jahrzehnt nach Kriegsende wieder eine direkte Verbindung zwischen Koblenz und Neuwied. Dies jedoch zunächst nur für rund zwei Jahre, denn am 25. August 1956 entwickelte sich auf der Brücke, die aufgrund einer Forderung der Alliierten auf eine Tragfähigkeit für die Überfahrt mit bis zu 80 Tonnen schwerer Ketten- und Radfahrzeuge angelegt und deren Fahrbelag aus Holzbohlen und schweren eisernen Platten hergestellt war, ein Brand. Fast der gesamte Bodenbelag wurde ein Raub der Flammen. Erst im Mai 1957 konnte der Zugverkehr über die Brücke wieder aufgenommen werden.
Im Dezember 1961 begannen die Arbeiten zum endgültigen zweigleisigen Ausbau der Brücke. Am 22. September 1962 wurde diese wieder dem Verkehr übergeben. Im November 1963 wurde nach 18 Jahren Unterbrechung auch der Fußgängersteg an der Brücke wieder eröffnet.

Schiffermast
Der St. Nikolaus-Schifferverein beschloss Pfingsten 1952, am Rheinufer am Ende der Kirchstraße einen Schiffermast aufzustellen.
Mit diesem Fahnenmast sollte das Rheinbild von Urmitz verschönert werden.
Der 17,50 Meter hohe Schiffermast wurde aus kräftigen Stahlrohren errichtet, an deren Verspannungen die Flaggen der auf dem Rhein fahrenden Schiffe und ihrer Reedereien angebracht sind. Pfingsten 1954 fand die feierliche Einweihung statt.
Der Schiffermast ist heute ein Zeichen der Verbundenheit des Ortes mit der Rheinschifffahrt. Viele Schiffer grüßen deshalb auch, wenn Sie die Urmitzer Rheinfront passieren.
2020 wurde er an seinem bisherigen Standort abgebaut und wird zukünftig seinen Platz auf den Rheinwiesen finden. Die Planungen zur Errichtung am neuen Standort laufen bereits auf Hochtouren.
Schifffahrt auf dem Rhein
Gemeindesteiger
Die Ortsgemeinde Urmitz verfügt gemeinsam mit Kaltenengers über einen eigenen Schiffssteiger. Dieser kann für Charterschifffahrten von Vereinen, Gruppen und Privatpersonen genutzt werden. Die Reservierung erfolgt über den Fachbereich Touristik bei der Verbandsgemeindeverwaltung Weißenthurm.
Telefon: 02637/913-414 oder -454
Steiger der Firma Collee
Die Firma Collee betreibt seit vielen Jahren die Linienschifffahrt auf unserem Rheinabschnitt. Der Steiger befindet sich in Höhe der St. Nikolausstraße. Dort sind auch die verschiedenen Angebote veröffentlicht.
Weitere Informationen erhalten Sie unter Personenschifffahrt Collèe.


Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke
am 9. März 1945
von Walter Häring
Die Inschrift auf dem Gedenkstein in den Urmitzer Rheinanlagen, oberhalb der Grillhütte, erinnert uns an das furchtbare Ereignis zwei Monate vor dem Ende des Zweiten Weltkrieges. Am 9. März 2012, also verhältnismäßig spät, wurde dieser Gedenkstein errichtet.
Zum besseren Verständnis möchte ich zunächst in groben Zügen die Geschichte der Kronprinz-Wilhelm-Brücke erläutern.
Dazu finden wir im Lagerbuch (Inventarbuch) der Pfarrei St. Georg Urmitz folgende Niederschrift des damaligen Urmitzer Pfarrers Nikolaus Heit: „Der Brückenbau. Winter 1914/15, Tiefbohrungen für den mittleren Strompfeiler. Erst 30 Meter unter dem Strombett festen Boden.“ Daraus geht hervor, dass die Strompfeiler nicht im losen Fluss-Schotter gegründet werden konnten, sondern 30 Meter unterhalb des Strombettes auf festem Fels. Ferner schrieb Pfarrer Nikolaus Heit: „Mit dem Brückenbau begann der religiöse Niedergang der Pfarrei.“ Pfarrer Heit sorgte sich um den Einfluss der fremden Arbeiter, die beim Brückenbau beschäftigt waren, auf die bis dahin rein katholische Bevölkerung in Urmitz. Es kam nämlich zur ersten katholisch-evangelischen Mischehe.
Während des Ersten Weltkrieges wurden aus rein militärstrategischen Gründen drei Eisenbahnbrücken über den Rhein gebaut, um den Truppentransport Richtung Frankreich zu optimieren. Die Bogenkonstruktion der drei Brücken war gleich. Dennoch ergaben sich einige Unterschiede. Die Brücke bei Bingen/Rüdesheim hatte wegen der größeren Strombreite zwei Bögen. Bei der Brücke Engers/Urmitz wurden auf der Urmitzer Seite ein Strompfeiler und auf der Engerser Seite, wegen der breiten Nebenstromöffnung, zwei Strompfeiler benötigt. Die Brücke Remagen/Erpel hatte zwei Strompfeiler. Diese drei Eisenbahnbrücken, die in recht kurzer Zeit während des Ersten Weltkrieges erbaut wurden, wurden nach drei deutschen Generälen des Ersten Weltkrieges benannt: Die Hindenburgbrücke bei Bingen/Rüdesheim und die Ludendorffbrücke bei Remagen/Erpel. Die geografisch gelegen mittlere Brücke bei Urmitz/Engers erhielt den Namen des Thronfolgers, nämlich Kronprinz-Wilhelm-Brücke. Zum Vorteil der Bevölkerung auf beiden Seiten des Rheins erhielt die zweigleisige Eisenbahnbrücke zudem einen Fußgängersteg. Jeweils zwei Brückentürme beiderseits des Rheins waren im Untergeschoss miteinander verbunden und als Geschütztürme vorgesehen.
Baubeginn der Kronprinz-Wilhelm-Brücke war im Frühjahr 1916. Am 15. August 1918 wurde diese Brücke für den Verkehr freigegeben, hatte aber, wie auch die beiden anderen genannten Brücken, im Ersten Weltkrieg keine militärische Bedeutung mehr. Bei der Einweihungsfeier waren hohe Offiziere und Verwaltungsbeamte, sowie die Bürgermeister von Koblenz und Neuwied eingeladen, jedoch nicht die Ortsvorsteher von Urmitz und Engers. Nach langwierigen Bemühungen wurde endlich am Sonntag, dem 15. September 1935, der Bahnhaltepunkt Urmitz-Rheinbrücke feierlich dem Verkehr übergeben.
Nach Beginn des Zweiten Weltkrieges wurden im Jahr 1940 die Brückenauffahrten ausgebaut und die Brücke ausgebohlt, das heißt, zwischen den Schienen wurden massive Holzbohlen verlegt, so dass die Brücke neben dem Eisenbahnverkehr auch mit Militärfahrzeugen befahren werden konnte. Den Urmitzer Bürgern wurde bald bewusst, dass eventuelle Bombenangriffe der Alliierten auf die für das Militär wichtige Brücke eine große Gefahr für den gesamten Ort bedeuteten. Bis zum Ende des Jahres 1944 war die Brücke von Kriegseinwirkungen weitgehend verschont geblieben.
Ich erinnere mich an ein persönliches Erlebnis im Frühjahr 1944. Ich war im ersten Schuljahr. Beim Fußballspielen in unserem Hof rutschte ich aus und brach mir den Unterschenkel eines Beines. Ob rechts oder links, weiß ich heute nicht mehr. Heutzutage würde man mit Tatütata ins Krankenhaus gefahren. Meine Mutter und meine Tante Klara fuhren mich am nächsten Morgen mit dem Leiterwägelchen über den Fußgängersteg der Brücke zum Engerser Schloss, welches zu dieser Zeit als Lazarett diente und auf dem Dach mit großen Rot-Kreuz-Symbolen markiert war. Dort bekam ich im Keller, während eines Fliegeralarms, ein Gipsbein verpasst. Ich erinnere mich an die verwundeten Soldaten, die, soweit sie sich bewegen konnten, in den Keller flüchteten. Die feindlichen Flieger, die den Fliegeralarm auslösten, hatten diesmal noch nicht die Kronprinz-Wilhelm-Brücke im Visier, so dass wir nach der Entwarnung mit dem frischen Gipsbein wieder sicher über die Brücke nach Hause fahren konnten.
Mit dem Jahreswechsel 1944/45 wurden die Kriegseinwirkungen für die Urmitzer immer gefährlicher. Folgende Informationen stammen zum Teil von dem damals 57-jährigen Urmitzer Schmiedemeister Jakob Klemens Reif, der vom 29. Dezember 1944 bis 2. April 1945 ein Tagebuch führte.
29. Dezember 1944, nachmittags Bombenangriffe auf Koblenz und Umgebung. Während dieser Angriffe kam es auch zu Bombenabwürfen bei Urmitz. Eine Luftmine fiel in den Rhein; ein Schiff erhielt einen Volltreffer und sank, ohne Menschenopfer. Durch den gewaltigen Luftdruck wurden viele Fenster, auch die Fenster der Kirche, zertrümmert und Ziegeldächer beschädigt. Mehrere Bomben fielen an der Straße nach Kaltenengers, nahe der Brücke. Der Urmitzer Bürger Peter Zerwas wurde nach dem Bombenangriff dort tot aufgefunden.
Am 2. Januar 1945 fielen nachmittags am südlichen Ortsrand von Urmitz eine schwere Bombe und mehrere leichte Bomben und beschädigten in der Koblenzer Straße und im Junkerstück mehrere Häuser, die zum Teil nicht mehr bewohnbar waren. Die Beschädigung des Transformatorenhäuschens führte in ganz Urmitz zu einem totalen Stromausfall. Ein Soldat, von Beruf Elektriker, der in Urmitz einquartiert war, erlag einem Stromschlag, bei dem Versuch, den Schaden im Transformatorenhäuschen zu beheben. Der Stromausfall dauerte bis weit nach dem Krieg.
Am 6. Januar 1945 drang vormittags eine Bombe seitlich in den Keller des Hauses Jakob Rünz, Hauptstraße 26, ein. Dabei kamen ums Leben: Apollonia Rünz geb. Becker, Katharina Höfer geb. Rünz und deren dreijährige Tochter Maria Theresia Höfer, Elisabeth Erben geb. Höfer, Theresia Hoffend geb. Wolf, Anna Hoffend und Maria Persy geb. Kraus.
Einen Tag zuvor, am 5. Januar, war ich in demselben Keller. Ich war nämlich zum Spielen bei meinem Schulkameraden Ernst-Ludwig Höfer, Sohn der Eheleute Ludwig Höfer und Katharina geb. Rünz, Enkel des Jakob Rünz. Bei plötzlichem Flieger-Vollalarm blieb keine Zeit um die etwa 80 Meter nach Hause zu laufen. Es war das einzige Mal, dass ich bei einem Fliegeralarm nicht im Keller meines Elternhauses im Rheingraben (Straße) war. Ernst-Ludwig sagte mir nach der Entwarnung des Fliegeralarms am 5. Januar, dass er am nächsten Morgen mit seinem Opa (Jakob Rünz) in die Flur gehen würde. Dort fühlten sich viele Urmitzer bei einer größeren Entfernung zur Brücke sicherer. So grub man zum Beispiel in die senkrechten Bimswände unterhalb der Britzschicht Stollen, die mit Brettern und Balken abgestützt wurden, oder man baute sich andere Unterstände. Allzu sicher war man dort auch nicht, weil einige Bombenteppiche in die Urmitzer Flur niedergingen. Ernst-Ludwig ging also mit seinem Großvater am Morgen des 6. Januar 1945 in die Urmitzer Flur und blieb somit von dem Bombenangriff auf ihr Haus verschont. Sein Vater, Ludwig Höfer, war währenddessen auf seiner Arbeitsstelle. Mein Schulkamerad Ernst-Ludwig Höfer verlor an diesem 6. Januar 1945 auf tragische Weise seine Mutter, seine kleine Schwester und seine Großmutter.
Jakob Klemens Reif schrieb zu dem Bombenangriff am 6. Januar folgendes in sein Tagebuch: „Außerdem wurden noch fünf Häuser in der Nachbarschaft stark beschädigt und zum Teil unbewohnbar. Zwei Scheunen wurden durch Brandbomben und Phosphor in Brand gesetzt. 4,5 Stunden lang pumpte die Motorspritze der Feuerwehr Wasser aus dem Rhein bis an die brennenden Gebäude.“ Dazu wurde der Feuerwehrschlauch vom Rhein durch den Garten und die Hofanlage des Landwirtes Josef Wickert bis zur Hauptstraße verlegt. Und weil die Wasserleitung nicht mehr funktionierte, wurde Wasser aus den noch vorhandenen Grundwasserpumpen und einer Pütz (Johann Höfer/Heinrich Günther) zum Löschen der Feuer genutzt.
Weil nun täglich mit Fliegeralarm gerechnet werden musste, verbrachten die meisten Urmitzer die Nächte auf provisorisch eingerichteten Schlafstellen im Keller. Vor allem im Oberdorf, also nahe bei der Brücke, fühlte man sich sehr unsicher. Wer die Möglichkeit hatte, hielt sich bei Verwandten im Unterdorf, am Kreuzgässchen, auf oder flüchtete zu Verwandten nach Mülheim, Kärlich oder anderswo.
Im Keller meines Elternhauses im Rheingraben, etwa 700 Meter Luftlinie von der Brücke entfernt, hausten zu dieser Zeit meine Mutter mit vier Kindern und meine Tante Klara mit vier Kindern. Die Väter waren als Soldaten im Krieg. Ich war mit nicht ganz acht Jahren die älteste männliche Person im Haus. Die Kellergewölbedecke, die aus Kalk-Bimssteinen bestand, war notdürftig mit Brettern und Balken gestützt. Die darüber liegenden Stockwerksdecken bestanden aus Holzbalkenkonstruktionen, boten also kaum Schutz. Mein Onkel Albert Schreiber vom Kreuzgässchen erkundigte sich eines Tages, in welcher Ecke des Kellers wir uns aufhielten, um uns bei einer eventuellen Verschüttung bergen zu können. Es wurde viel gebetet. In Urmitz wurde noch nie so viel gebetet wie in dieser Zeit.
Am 16. Januar 1945 schreibt Jakob Klemens Reif in sein Tagebuch: „Um 3 Uhr viele Bomben in Weißenthurm. Die Brücke nach Neuwied wurde zerstört. Durch Bombenschäden mit vielen Toten in Weißenthurm scheint die Gefahr für Urmitz groß zu sein und verursacht bei der Bevölkerung große Unruhe. Aus diesem Grunde wollen viele von hier weg. Ich bleibe hier. Ich vertraue mich Gott und meinem Keller an.“
Am 1. Februar 1945 erfolgte ein Bombenangriff der amerikanischen Luftwaffe auf die Kronprinzenbrücke. 26 Marauder-Maschinen warfen insgesamt 39 Sprengbomben von je 906 kg und 8 Bomben von je 226,5 kg ab und trafen einen Untergurt und zwei Verstrebungen der Brücke sowie den Gehsteig. Der Zugverkehr wurde nun eingestellt. Zwei tote deutsche Soldaten des Angriffs vom 1. Februar wurden vor dem Kaltenengerser Kriegerdenkmal beerdigt: Heinrich Jablonski und Otto Ihle, ferner der 16-jährige Flakhelfer Helmut Vogel, umgebettet nach Idar am 14.11.1945. Der Flugabwehrschutz wurde nun verstärkt. Schon vorher wurden zur Flugzeugabwehr große mit Gas gefüllte Fesselballons hochgelassen, in deren dünnen Stahlseilen sich die feindlichen Flugzeuge verfangen sollten. Zudem wurde die Brücke bei drohender Gefahr eingenebelt. Die Nebelfässer enthielten eine spezielle Säure, die in Verbindung mit Wasser reagierte und Nebel erzeugte, der sehr gesundheitsschädlich war. Deshalb herrscht heute noch Alarmstimmung, wenn bei Niedrigwasser des Rheins Nebelfässer aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden werden.
Klemens Hoffend berichtete im Herbst 2019, dass er als 15-Jähriger mit dem Pferdefuhrwerk die leeren Nebelfässer über die Brücke nach Block-Heimbach transportierte und von dort volle Nebelfässer nach Urmitz brachte. Währenddessen wurden auf der zweigleisigen Brücke die Züge so auf das Nebengleis geleitet, dass auf der ausgebohlten Gleisanlage an der Stromoberseite, von der Urmitzer Seite aus gesehen die rechte Seite, mit dem gummibereiften Pferdefuhrwerk gefahren werden konnte. Auf der Engerser Seite gab, und gibt es auch heute noch, nur eine Zufahrt zur Brücke bzw. Abfahrt von der Brücke, als Verbindung zur Engerser Landstraße.
Die Schilderung des Klemens Hoffend zum Nebelfässertransport mit dem Pferdefuhrwerk über die Brücke wurde im März 2020 von seinem Bruder Johannes Hoffend (geb. 1936) bestätigt.
Zum gewaltigsten Bombenangriff der Amerikaner kam es am Mittwoch, dem 14. Februar 1945. Kurz nach 16 Uhr griffen 76 amerikanische B-26-Marauder die Kronprinzenbrücke an. Es herrschte gute Sicht. Die deutsche Flak fügte den Amerikanern schon beim Zielanflug von ihren vorgelagerten Stellungen aus große Verluste zu. Die Amerikaner verloren zehn B-26-Marauder-Maschinen und beklagten 20 Tote, 14 Verwundete und 35 Vermisste, von denen die meisten mit dem Fallschirm den Boden erreichten. 168 Stück 453,6-Kilogramm-Bomben warfen die Amerikaner ab. Die meisten Bomben fielen in den Rhein und in die Urmitzer und Engerser Flur. Zwei Bomben trafen die Brücke, zwei eine Brückenauffahrt auf der Urmitzer Seite und eine den linken Brückenturm mit Flakstellung auf der Urmitzer Seite. Die deutsche Flak meldete an Verlusten 7 Tote und 16 Verwundete. Ein Bombenteppich von 21 Bomben bei den Bimsstein-Fabriken Elingshausen und Josef Höfer tötete 3 Soldaten und zerstörte die Fabrikanlage des Josef Höfer. Die drei getöteten deutschen Soldaten wurden vor dem Urmitzer Kriegerdenkmal bestattet: Oskar Heft, Heinz John und Hans-Otto Rudow.
Zum Glück blieb der Ort Urmitz verschont. In Urmitz wurden nun Jugendliche und alle verfügbaren Männer eingesetzt, um im Ortsinnern mit Pickel, Spaten und Schaufeln tiefe Gräben quer über die Straßen als Panzersperren auszuheben. Die jungen Flakhelfer wurden abgezogen und die Flugabwehrkanonen mit SS-Truppen besetzt. Der „Brückenkopf Urmitz“ sollte bis zum letzten Mann verteidigt werden. Gott sei Dank kam es dazu nicht mehr.
Ab dem Abend des 5. März (Montag) war ein großes Gedränge auf der Hauptstraße in Richtung Brücke. Eine Umgehungsstraße gab es noch nicht. Nach der Zerstörung der Weißenthurmer Straßenbrücke gab es im Neuwieder Becken als einzige feste Verbindung zur rechten Rheinseite nur noch die Urmitzer Eisenbahnbrücke, welche nach den Beschädigungen vom 1. und 14. Februar notdürftig repariert worden war. Die deutschen Soldaten flüchteten ohne feste Ordnung vor den schnell von der Eifel herannahenden amerikanischen Truppen. „Unaufhörlich fluten flüchtende Soldaten und Fahrzeuge über die Brücke, sodass man nicht über die Straße gehen kann, “ schrieb Jakob Klemens Reif in sein Tagebuch. Auch von Rübenach kommend, über Bubenheim und Kaltenengers flüchteten die deutschen Truppen in Richtung Kronprinzenbrücke, was zu erheblichen Behinderungen bei der Brückenauffahrt führte.
Nach der misslungenen Sprengung der Remagener Brücke am 7. März 1945 überquerten amerikanische Truppen dort nachmittags über die von Bomben stark beschädigte Brücke den Rhein. Es wurde später festgestellt, dass die Sprengladung zur Brückensprengung nicht ausreichte. Adolph Hitler reagierte auf die Nachricht der misslungenen Brückensprengung in Remagen mit einem Tobsuchtsanfall. Fünf deutsche Offiziere wurden für die misslungene Brückensprengung verantwortlich gemacht und wegen Sabotage standrechtlich zum Tode verurteilt. Vier von ihnen wurden bei den Westerwaldorten Rimbach und Oberirsen erschossen, der fünfte, Hauptmann Bratke, überlebte in amerikanischer Kriegsgefangenschaft.
In Urmitz wurde die Situation für die Zivilbevölkerung immer gefährlicher. Sogar Pastor Heinrich Mühlenheinrich flüchtete mit seiner Haushälterin ins Mülheimer Pfarrhaus, wofür die Urmitzer kein Verständnis zeigten.
Tag und Nacht ging der Rückmarsch durch die enge Urmitzer Hauptstraße in Richtung Brücke weiter. Manche Fahrzeuge blieben wegen Spritmangels stehen. Neben den Lastwagen waren auch noch auffallend viele Pferdefuhrwerke im Einsatz. Ein geordneter Rückmarsch der deutschen Truppen fand nicht statt. Total übermüdet suchte jeder sein Heil auf der rechten Rheinseite. So wurden auch die Nachen, welche Urmitzer Bürger am Rheinufer geankert hatten, von deutschen Soldaten genutzt, um über den Rhein zu kommen. Entgegen anderweitiger Berichte flüchtete kein Zivilist vor den Amerikanern auf die rechte Rheinseite. Ganz anders an der Ostfront, wo Hunderttausende vor den Russen flüchteten.
Beschäftigen wir uns nun mit den heranrückenden amerikanischen Soldaten. Die 3. US-Armee unter General Patton hatte nach der Überwindung des Westwalls, auch Siegfriedlinie genannt, in wenigen Tagen die gesamte Eifel erobert. Wirksame und geordnete Rückzugsgefechte der Wehrmacht fanden nicht mehr statt.
Interessante Informationen zu dem Eroberungszug der Amerikaner liefert uns Brigade-General Albin F. Irzyk. Irzyk kommandierte das 8. Panzer-Bataillon der 4. Panzerdivision. Irzyk hat anhand seiner Tagebuchaufzeichnungen während des Zweiten Weltkrieges seine Erlebnisse in zwei Büchern niedergeschrieben.
1.Buch mit dem ins Deutsche übersetzten Titel „Er fuhr ganz vorne für Patton“ 1996
2.Buch mit dem ins Deutsche übersetzten Titel „Ein Mosaik der persönlichen Kriegsgeschichte eines Soldaten“ 2010
In beiden Büchern spielt die Kronprinz-Wilhelm-Brücke eine herausragende Rolle. Wir haben somit Informationen der angreifenden 3. US-Armee Pattons aus erster Hand.
8. März 1945
Irzyks 8. Panzer-Bataillon wurde unterstützt von dem 53. gepanzerten Infanterie-Bataillon. Sie eroberten am 8. März Bassenheim, Wolken, Kettig, Mülheim, Kärlich, Rübenach und Bubenheim und damit den strategisch wichtigen linksrheinischen Höhenrand des Neuwieder Beckens. Zwischen Bassenheim und Mülheim wurden die Amerikaner in ein Gefecht mit deutschen Soldaten verwickelt. Von der Kettiger Höhe aus wurden von den Amerikanern motorisierte Fahrzeuge und Pferdewagen der Wehrmacht zerstört, die sich auf der Reichsstraße 9, heute alte B9, auch Landstraße genannt, von Weißenthurm kommend in Richtung Urmitz-Bahnhof bewegten. Irzyk fuhr am späten Nachmittag des 8. März mit seinem Panzer auf die Anhöhen zwischen Mülheim und Rübenach, der sogenannten Ludwigshöhe, und verschaffte sich dort einen Überblick bis zum Rhein. „Vor mir lag eine unversehrte, unbeschädigte Brücke über den Rhein, “ schreibt er in sein Tagebuch. „Fahrzeuge, Wagen, Pferde und Männer waren auf ihr zusammengepfercht. Die Deutschen drängten aus allen Richtungen auf sie zu, ungestüm und von Panik getrieben, um über die einzige noch verfügbare Brücke zu gelangen, bevor die Amerikaner sie einholten. Noch erstaunlicher war das Gedränge auf den Zufahrtsstraßen zur Brücke“, so Irzyk in seinem Bericht. Irzyk begutachtete von seinem Standpunkt aus das Gelände bis zur Brücke und erkannte, dass ein Angriff sehr risikoreich war. Das Gelände bezeichnete er als so flach und offen wie eine Tischplatte. Es gab keine Erhöhungen hinter denen er mit seinen Panzern Schutz suchen konnte, und die wenigen Bäume waren in dieser Jahreszeit noch nicht belaubt. Dennoch wagte er es mit seinen Panzern noch am 8. März die Brücke zu erobern. Beim ersten Vorstoß der Panzer in Richtung Brücke erhielt er sofort ein gewaltiges Gegenfeuer von den gefürchteten 88-mm-Kanonen der deutschen Flak, die auf den Brückentürmen und den benachbarten Stellungen postiert waren. Diese gefürchteten Mehrzweck-Kanonen mit schneller Feuergeschwindigkeit von 25 panzerbrechenden Granaten pro Minute mit einem Gewicht von je 15 kg, konnten zur Flugzeugabwehr und zur Panzerabwehr eingesetzt werden. Nach dem altbewährten Spruch, dass Klugheit besser als Mut ist bzw. Besonnenheit vor Wagnis geht, stoppte Irzyk den Angriff auf die Brücke und zog seine Panzer bei Einbruch der Dunkelheit zurück.
Der Entschluss des Brig.-Gen. Irzyk, den Angriff auf die Brücke am späten Nachmittag des 8. März zu stoppen, geschah natürlich zu seinem eigenen Schutz. Es ist kaum auszudenken, was mit Urmitz passiert wäre, hätte Irzyk den Angriff auf die Brücke am 8. März ohne Rücksicht auf Verluste durchgezogen. Die amerikanische Artillerie hatte aber bei dem Feuer der deutschen Flak deren Position ermittelt und feuerte nun ununterbrochen die ganze Nacht hindurch auf die deutschen Stellungen und auf viele andere Ziele, um den Weg freizumachen für einen Angriff auf die Brücke bei Tagesanbruch des 9. März. In dieser Nacht vom 8. zum 9. März 1945 schlief wohl kaum einer in den Urmitzer Kellern. Im Keller meines Elternhauses im Rheingraben suchten in dieser Nacht zwei deutsche Soldaten Schutz vor dem ständigen Aribeschuss der Amerikaner.
Jakob Klemens Reif schrieb am nächsten Tag in sein Tagebuch: „Die letzte Nacht im Keller zugebracht unter starkem Artillerie-Beschuss. 12 Volltreffer im Dorf haben viel Schaden gemacht. Einer in unserer Nachbarschaft. Am Hochkreuz (Kreuzgässchen) sind Autos verbrannt und es gab auch einige tote Soldaten.“
Granateinschläge mit entsprechenden Schäden gab es in dieser Nacht z.B.
1. Zwischen der Kirchstraße und der St.-Georg-Str. im Garten hinter dem Haus der Familie Josef Höfer und der Werkstatt der Schreinerei Dott.
2. In der Scheunenwand des Landwirtes Engelbert Höfer, Hauptstraße 80.
3. Am Haus der Familie Dötsch und Jean Dott, Hauptstraße 44.
4. An der kleinen Leichenhalle auf dem Friedhof, die hauptsächlich zur Lagerung von aus dem Rhein gelandeten Wasserleichen diente.
Freitag, 9. März 1945
Trotz Artilleriebeschuss der Amerikaner ging der Rückzug der deutschen Soldaten über die Brücke in der Nacht vom 8. zum 9. März weiter. Am frühen Morgen des 9. März wurde die Zufahrt zur Brücke auf der Urmitzer Seite wegen der bevorstehenden Sprengung gesperrt. Um 6 Uhr befand sich niemand mehr auf der Brücke.
Dies bestätigt Karl-Hermann Barmwold aus Neuwied-Segendorf am 17.5.2013 in einem Gespräch mit Werner Johann Keßler aus Engers. Somit hat Barmwold am 9. März 1945, kurz vor 6.00 Uhr als Letzter die Brücke überquert, kurz vor dem angesetzten Termin der Brückensprengung und schloss daraus, dass kein Mensch bei der Sprengung zu Schaden kam.
Als die Brücke erst gegen 7.30 Uhr gesprengt wurde, befand sich Barmwold im 5 km entfernten Sayn. Für die Wegstrecke von der Engerser Seite der Brücke bis nach Sayn benötigte Barmwold ca. 1,5 Stunden. In Sayn hörte er die gewaltige Detonation der Sprengung, hatte jedoch keine Kenntnis von den Vorgängen an und auf der Brücke in der Zeit von 6.00 Uhr bis zur Sprengung um 7.30 Uhr.
Um 6.00 Uhr befand sich also kein Mensch mehr auf der Brücke. Hätte man die Brücke um 6 Uhr gesprengt, würde heute keiner mehr darüber reden. Aber es kam anders. Ein Offizier der Wehrmacht wollte kurze Zeit nach der Sperrung unbedingt mit seinen Männern noch über die Brücke. Der noch lebende Hermann Reiff (geb. 1927) aus Güls, schildert in der Rhein-Zeitung vom 8. März 2014, wie sein Hauptmann „mit vorgehaltener Waffe die Wachen gezwungen hat, den Weg freizumachen.“
Diese Aussage des Hermann Reiff aus Güls wird untermauert durch die Aussage des Simon Birrenbach aus Heimbach-Weis in der Rhein-Zeitung vom 10. März 1998: „Der Offizier meiner Einheit hat aber mit dem Kommandeur des Sprengtrupps gestritten und erreicht, dass wir zunächst noch auf das andere Ufer überwechseln durften.“
Hermann Reiff und Simon Birrenbach waren offensichtlich in derselben militärischen Einheit. Die Aussagen dieser beiden Zeitzeugen erfolgten unabhängig voneinander, also ohne gegenseitige Beeinflussung.
Der besagte deutsche Offizier war sich wohl nicht bewusst, was er mit der erzwungenen Räumung der Sperre angerichtet hatte. Er erreichte zwar mit seinen Männern die Engerser Seite, aber die einmal geöffnete Sperre nutzten nun auch die auf der Urmitzer Seite verbliebenen deutschen Soldaten, um zu Fuß oder mit Fahrzeugen, auf die rechte Rheinseite zu fliehen, wohl jeder mit dem Gedanken, solange wir auf der Brücke sind, wird diese nicht gesprengt.
Szenenwechsel
Zur gleichen Zeit, am frühen Morgen des 9. März, verschaffte sich der amerikanische Brig.-Gen. Irzyk von einem Kirchturm aus einen Überblick über das Gelände und auf die Brücke. Es handelte sich wohl um den Kirchturm (engl. steeple) der Mülheimer Kirche.
Der Vorstoß der amerikanischen Panzer des 28-jährigen Brig.-Gen. Irzyk, gelang ohne Gegenwehr der Wehrmacht. So konnte Irzyk mit seiner Panzereinheit sehr schnell die Urmitzer Gemarkung erreichen. Irzyk schreibt: „Seit Beginn unseres Angriffs hatte ich vom Geschützturm (engl. turret) meines Panzers aus die Brücke nicht aus den Augen gelassen, in Erwartung der 88-mm-Salven der deutschen Kanonen. Zu unserer großen Überraschung blieb der Beschuss aus. Unsere Artillerie hatte wohl gründliche Arbeit geleistet.“ Irzyk trug in seiner Gefechtskarte den Standpunkt ein, von dem er mit seinem Fernglas die Brücke und die Flakstellungen auf den Brückentürmen beobachten konnte.
Dieser Standpunkt war auf etwa halbem Weg zwischen Urmitz-Bhf. und Urmitz. Das erstgelegene Haus von Urmitz war damals das Haus der Familie Schreiber am Hochkreuz (Kreuzgässchen). Irzyk kam also an der Spitze seiner Panzereinheit von Urmitz-Bhf. und bog auf etwa halber Strecke vor Urmitz, im Flurbereich „Oberm Mülheimer Weg“, etwa 130 Meter rechts von der Straße ab, auf eine leichte Erhöhung des Geländes. An dieser Stelle befindet sich heute die Kreisstraße 44, welche in das Gelände deutlich vertieft eingeschnitten ist. Die beiden Wirtschaftswege rechts und links der K44 sind heute beliebte Spazierwege der Urmitzer und liegen an dieser Stelle deutlich höher als die K44, also auf dem ursprünglichen Niveau des Geländes, nämlich auf ca. 69 Meter über NN.
Urmitz hatte zu dieser Zeit eine wesentlich geringere Bebauung. Die Obstbäume waren im März noch nicht belaubt und hohe Nadelbäume gab es damals in Urmitz noch nicht. Somit hatte Irzyk bei einer Panzerhöhe von etwa drei Metern von seinem nach oben geöffneten Geschützturm mit seinem Fernglas einen relativ guten Blick auf die Brücke. Zudem war der damalige Brückenbogen wesentlich höher als die heutige Brückenkonstruktion. Irzyk schreibt dazu: „Während ich vom Geschützturm meines Panzers aus auf die Brücke starrte, kam plötzlich Leben in sie. Staub und Feuer schossen hoch empor, und ein erstaunlicher, unglaublicher, hoher, bizarrer Bogen erhob sich über die Brücke. Dieser Bogen bestand aus hoch in der Luft schwebenden Männern, Pferden, Motorrädern und Wagen; eine riesige massive Ansammlung von Menschen und Fahrzeugen. Bruchteile von Sekunden später kam der donnernde, erschütternde Explosionsknall. Um sicher zu sein, dass sich das Fiasko von Remagen nicht wiederhole, hatten die Deutschen offensichtlich gewaltige Mengen Explosivstoffe zusammengetragen, strategisch installiert und in die Luft gejagt. Wie sonst hätte man sich den riesigen Bogen an Menschenkörpern und Fahrzeugen erklären können. Mich überkam Schock und Ekel, als mir bewusst wurde, dass die lange Brücke mit all den deutschen Soldaten, die sich auf ihr drängten, von den Deutschen selbst in die Luft gesprengt wurde. Ich wurde Zeuge eines Blutbades der scheußlichsten und rohesten Art.“ Dies ist die dramatische Schilderung des amerikanischen Brig.-Gen. Irzyk zur Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke am 9. März 1945.
Als ich diesen Bericht Irzyks zum ersten Mal las, war ich sehr skeptisch. Das ganze klang mir sehr übertrieben. Dann las ich in der Zeitschrift „Informationen zur politischen Bildung“, Nr. 315, herausgegeben von der Bundeszentrale für politische Bildung in Bonn, einen interessanten Bericht zur Völkerschlacht bei Leipzig im Oktober 1813. Dort berichtet der aus Australien stammende Christopher Clark, ein weltweit anerkannter Historiker, der an der Universität in Cambridge lehrt, perfekt Deutsch spricht und sich mit der deutschen Geschichte intensiv auseinandersetzt, folgendes: „Napoleon hatte angeordnet, die Elster-Brücke zu verminen. Sie sollte gesprengt werden, sobald die letzten Franzosen die Stadt verlassen hätten. Doch ein unseliger französischer Korporal geriet in Panik, als er Kosaken heran reiten sah und zündete die Sprengladungen, als sich noch französische Soldaten und Pferde auf der Brücke drängten. Eine gewaltige Explosion erschütterte die ganze Stadt. Ein makabrer Schauer aus Menschen und Pferdeteilen gingen auf die Fluten der Elster und auf die Straßen und Hausdächer der westlichen Stadtviertel nieder.“ So Christopher Clark zur Brückensprengung der Franzosen in Leipzig im Oktober 1813. Dazu passt auch ein Bericht der Rhein-Zeitung vom 2. August 2014 mit der Überschrift „Gasexplosionen verwüsten Stadt“: „Bei einer Gasexplosion in Kaohsiung, der zweitgrößten Stadt Taiwans, wurden 26 Menschen in den Tod gerissen; mehr als 270 weitere wurden verletzt. Die Behörden befürchten noch weitere Opfer. Die Explosionen waren so stark, dass sie Menschen und Autos auf bis zu drei Stockwerke hohe Häuser schleuderten. Selbst Feuerwehrautos flogen durch die Luft.“ Diese beiden Berichte von Leipzig und Taiwan haben mich überzeugt, dass es an der Richtigkeit der dramatischen Schilderung des Brig.-Gen. Irzyk zur Sprengung der Urmitzer Brücke keinen Zweifel gibt.
Die überdimensionalen Sprengladungen waren bei der Sprengung der Urmitzer Brücke an den beiden Widerlagern der Bogenkonstruktion platziert, also auf den Strompfeilern an der Urmitzer Seite und auf dem Mittelstrompfeiler. Die Zündung erfolgte von der Engerser Seite aus. Denn hätten es die Amerikaner bei ihrem Angriff bis auf die Brücke geschafft, so hätten sie daran glauben müssen. Durch die Anordnung der beiden Sprengladungen wurde die 188 Meter lange Bogenkonstruktion und auf der Urmitzer Seite das 84,6 Meter lange Brückenelement von den Brückentürmen bis zum Strompfeiler, sowie das 84,6 Meter lange Brückenelement vom Mittelstrompfeiler bis zum nächsten Strompfeiler auf der Engerser Seite zerstört. Das 75,2 Meter lange Brückenelement von den Engerser Brückentürmen bis zum ersten Strompfeiler auf der Engerser Seite wurde dagegen von der Sprengung am 9. März nicht erfasst und blieb stehen.
Nun ist noch folgendes zu beachten:
An den bezeichneten Stellen zur Platzierung der Sprengladungen gab es in den Strompfeilern keine geschlossenen Sprengkammern. Das Sprengmaterial musste demnach überdimensioniert werden, weil ein Großteil der Sprengenergie bei der Sprengung unwirksam blieb und frei nach oben wirkte, also verpuffte. Diese nach oben freigesetzte Sprengenergie, unmittelbar im Bereich über den beiden Sprengladungen, führte zu der verheerenden Wirkung, dass alles, was keinen festen Halt auf der Brücke hatte, also Soldaten, Pferde und Fahrzeuge in einem hohen Bogen nach oben geschleudert wurde.
Wie erlebten die Urmitzer die Brückensprengung am Morgen des 9. März 1945?
Ich erinnere mich an eine gewaltige Detonation, bedeutend stärker als ich dies bis dahin von Bomben und Granaten erlebt hatte. Das Beben und Zittern und der gewaltige Knall gingen mir durch Mark und Bein. So ging es wohl den meisten Urmitzern. Jeder wusste: Jetzt ist es passiert. Die Brücke wurde gesprengt! Und, wie sich später herausstellte, ohne Rücksicht auf eigene Verluste.
Die Soldaten, welche sich oberhalb der gewaltigen Sprengladungen befanden, wurden sofort getötet. Ebenso die Soldaten, die von den schweren Eisenteilen erschlagen wurden. Die übrigen Soldaten fielen, mehr oder weniger verletzt, in den Rhein und trieben, um Hilfe schreiend, rheinabwärts. Müde und übernächtigt, mit Stiefeln und in Winterkleidung, hatten sie in dem kalten Wasser nur geringe Chancen zu überleben.
Mehrere Urmitzer, die direkt am Rhein oder in den Seitenstraßen zum Rhein hin wohnten, liefen sofort zum Rhein, um sich das Ergebnis der Brückensprengung anzusehen. Ich war nicht am Rhein. Dazu hatte ich zu viel Angst. Meine Mutter hätte das auch nicht zugelassen. Wegen der Strömungsgeschwindigkeit des Rheins konnte das Drama, welches sich auf dem Rhein abspielte, vom Urmitzer Ufer aus nur etwa 15 Minuten lang beobachtet werden. Jakob Klemens Reif schrieb kurz und knapp in sein Tagebuch: „Heute um 7 Uhr morgens wurde die Brücke gesprengt. Viele Soldaten und Fahrzeuge fielen ins Wasser.“ Nun, die Uhrzeit stimmt nicht ganz. Es heißt gegen 7.30 Uhr, einige sagen um 7.15 Uhr.
Als am 9. März 2012, 67 Jahre nach der Brückensprengung, der Gedenkstein für die Opfer in den Urmitzer Rheinanlagen aufgestellt wurde, ergaben sich in Urmitz viele Gespräche zu diesem grauenvollen Ereignis.
Das hat mich dazu bewogen, die wohl letzten noch lebenden Zeitzeugen zu befragen. Dabei ging ich sehr behutsam und systematisch vor, ohne die Zeitzeugen irgendwie zu beeinflussen. Um eine gegenseitige Beeinflussung der Zeugen zu vermeiden, wurden diese jeweils einzeln befragt. Ich sprach ganz bewusst nur mit Personen, die damals und zum Teil heute noch direkt am Rhein oder in den Seitenstraßen zum Rhein hin wohnten. Die in meiner Abhandlung genannten Hausnummern entsprechen der aktuellen Nummerierung der Urmitzer Häuser (seit den 1950er Jahren).
Meine Frage lautete: „Wie hast du den 9. März 1945 erlebt? Erinnerst du dich an die Brückensprengung?“ Dann ließ ich die Leute reden und hielt die Aussagen schriftlich fest. Hören sie nun, was die befragten Urmitzer und einige Kaltenengerser mir erzählten.
Hans Seibel, Rheinstraße, geb. 1924
Gespräch am 3. Januar 2013
Hans Seibel war am 9. März 1945 nicht in Urmitz. Er war in dieser Zeit beim Militär. Sein Elternhaus steht direkt am Rhein (Schulstraße, heute Rheinstraße), so dass sein Vater und seine Schwester Anna die Situation unmittelbar nach der Brückensprengung beobachten konnten, ohne das Haus verlassen zu müssen. Folgendes erzählten sie nach dem Krieg ihrem Sohn bzw. Bruder Hans: Nach einer starken Explosion hörten sie fürchterliche Schreie. Soldaten und Pferde trieben im Rhein.
Johannes Höfer, geb. 1937
Johannes Höfer gibt seine Erlebnisse am 31.1.2013 schriftlich zu Protokoll:
Betr. Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke in Urmitz am 09.03.1945
In einem Gespräch mit Walter Häring, hatte ich ihm von meinem Erlebnis am 09.03.1945 berichtet. Gerne möchte ich hier nochmals über das von mir Wahrgenommene berichten: In der Nacht vom 08.03. auf den 09.03.1945 lag Urmitz unter Artillerie-Beschuss. Die Nacht verbrachten wir zusammen mit Nachbarsfamilien im Luftschutzkeller meines Elternhauses Kirchstraße 11. In dieser Nacht ist eine Granate im Garten des Anwesens Schreinerei Dott niedergegangen, etwa 10 Meter von unserem Luftschutzkeller entfernt. Der Luftdruck war so stark, dass die verschlossene Kellertür aus den Angeln gerissen wurde. Geschlafen hat in dieser Nacht niemand.
Zwischen 7.00 und 7.30 Uhr erzitterte durch eine große Explosion das ganze Gebäude. Alle Anwesenden sagten sofort: „Jetzt ist die Brücke gesprengt worden.“ Wir liefen die 50 Meter zum Rhein (am heutigen Schiffermast). Viele Leute waren bereits dort und die ersten Trümmer trieben vorbei. Die Brücke lag im Rhein. Im Wasser trieben Menschen und Tiere, sowie alle möglichen Gegenstände, wie Fahrzeuge, Holz usw. Die Menschen im Wasser riefen nach Hilfe und die Tiere schrien. Es war ein furchtbarer Anblick, den ich in meinem Leben nicht vergessen habe.
An der Kirchstraße, am Leinpfad, lag ein hölzerner Kahn (sogenanntes Dreibord). Drei ältere Männer brachten diesen Kahn ins Wasser und versuchten die um Hilfe rufenden Soldaten zu retten. Am nächsten Tag erzählte man, dass Katharina Reif aus der St.-Georg-Straße einen Soldaten aus dem Wasser gezogen hatte.
Ein schauriges Erlebnis hatte ich im Sommer 1945. Der Krieg war zu Ende. Mein Onkel war beinamputiert und Ende 1944 aus der Armee entlassen worden. Er besaß einen Lotsen-Nachen. Mein Bruder Peter und ich zogen den Kahn bis zur zerstörten Brücke. Mein Onkel stakte mit dem Haken mit. In den Brückenteilen wollten wir Treibholz oder Reste vom Brückenbelag einsammeln. Als wir eine Schwelle oder Bohle aus dem Gestänge zogen, kam ein Totenkopf hoch. Wir waren so erschrocken, haben Bohle Bohle sein lassen und sind ans Ufer gerudert. Ein Kopf ohne Korpus ist sicherlich keine gewöhnliche Wasserleiche. Es ist anzunehmen, dass es sich um einen Soldaten handelte, der bei der Sprengung getötet worden war.
Ich war damals ein Junge von 8 Jahren und habe das Geschehene bewusst aufgenommen und bis heute nicht vergessen.
Billa Feuerpeil geb. Hoffend, geb. 1935
Gespräch am 31. Januar 2013
Billa Hoffend verbrachte die Nacht vom 8. zum 9. März im Keller der Nachbarsfamilie Josef Höfer, Kirchstraße 11. In der Nacht war starker Artillerie-Beschuss. Eine Granate schlug in der Nähe des Hauses ein. Um etwa 7.30 Uhr hörte man eine sehr starke Explosion. Wir wussten alle, die Brücke wurde gesprengt. Ich lief sofort mit meinen älteren Brüdern Heinz und Alois und mit Johannes Höfer an den Rhein. Auf dem Rhein sahen wir furchtbare Dinge. Soldaten trieben im Wasser und riefen um Hilfe. Viele Holzteile trieben im Wasser. Pferde schrien. Am Rheinufer lag ein Nachen. Einige ältere Männer versuchten den Nachen ins Wasser zu lassen, um noch einige Soldaten zu retten, aber vergebens.
Dr. Klemens Reif, geb.1928, Sohn des Schmiedemeisters Jakob Klemens Reif
Das Gespräch mit Dr. Klemens Reif führte ich im Seniorenheim in Koblenz-Arenberg am 4. Januar 2013.
Während der Brückensprengung war wohl kein Urmitzer am Rhein. Ich selbst durfte mich als Fahnenflüchtiger nicht sehen lassen. Ich hatte nämlich meinen Stellungsbefehl zerrissen. Ich habe aber davon gehört, dass viele Soldaten umgekommen sind, die sich bei der Brückensprengung auf der Brücke befanden. Katharina Reif, St.-Georg-Straße, konnte einen deutschen Soldaten aus dem Wasser ziehen.
Josef Fink, Rheingraben, geb.1932
Gespräch am 15. Januar 2013
Josef Fink musste morgens das Vieh im Stall versorgen. Nach einer starken Explosion ist er sofort zum Rhein gelaufen. Er erzählte von Soldaten, die im Wasser trieben und um Hilfe schrien. Teilweise konnten sie sich an Holzteilen festhalten. Er erzählte auch von Pferden, die zum Teil noch angeschirrt waren und laut schrien.
Anmerkung: Die immer wieder erwähnten Holzteile stammen wohl von der Ausbohlung der Eisenbahnbrücke im Jahr 1940, um die Brücke auch als Straßenbrücke nutzen zu können.
Katharina Schröder geb. Schnorpfeil, geb. 1921, damals wohnhaft in der St.-Nikolaus-Straße
Gespräch am 12. März 2013
Sie erzählte, dass sie nach der gewaltigen Explosion aus dem Keller ging und einige Meter Richtung Rhein, bis zum damaligen Haus der Metzgerei Anton Dott, St.-Nikolaus-Straße 4. Weil sie Angst hatte, ging sie nicht bis zum Leinpfad an den Rhein. Von ihrem Standort aus sah und hörte sie aber die um Hilfe schreienden Soldaten. Sie sah auch Pferde, die im Wasser trieben und hörte ihre Schreie. Ein fürchterlicher Anblick, den sie nie vergessen hat.
Käthi Repp geb. Hebel, geb. 1933
Gespräch am 31. Januar 2013
Käthi Hebel wohnte damals in der Kirchstraße. Bei der Befragung hatte Käthi schon große Probleme mit ihrem Kurzzeitgedächtnis. Frühere Ereignisse waren ihr aber noch bestens bekannt. Zusammen mit ihren Geschwistern lief sie nach der Brückensprengung zum Rhein. Dort sah sie Soldaten und Pferde, die im Wasser trieben. Die Soldaten riefen laut um Hilfe. Käthi war nur kurze Zeit am Rhein. Ihre Mutter „pfiff“ die Kinder in ihr Haus zurück.
Rosemarie Fink geb. Höfer, geb. 1931
Gespräch am 15. Januar 2013
Rosemarie erzählte, dass sie einige Wochen nach der Brückensprengung mit ihrer Freundin Marianne Höfer am Rhein entlang zur zerstörten Brücke spazierte. In den Eisentrümmern, zwischen dem Urmitzer Ufer und dem Strompfeiler, sah sie, eingeklemmt zwischen den Eisenteilen, zwei tote Soldaten, deren Körper fürchterlich entstellt und aufgedunsen waren.
Marianne Hoefer geb. Höfer, geb. 1934
Gespräch am 11. März 2013
Marianne wohnte damals in der Schulgasse, heute Rheinstraße genannt. Marianne erzählt, dass sie einige Wochen nach der Brückensprengung zusammen mit Rosemarie Höfer (verheiratete Fink), mehrmals am Rhein entlang zur zerstörten Brücke spazierte und dort in den Eisentrümmern zwei tote Soldaten sah, die im Verwesungszustand waren.
Diese Aussage der Marianne Hoefer stimmt exakt mit der Aussage der Rosemarie Fink geb. Höfer, überein. Die beiden Gespräche wurden, wie schon gesagt, unabhängig voneinander geführt.
Willi Häring, Kaltenengers, geb. 1931
Gespräch am 9. März 2013
Willi Häring wohnte damals in Kaltenengers, nahe am Rhein. Zur Zeit der Brückensprengung war er auf der Rheinuferstraße. Er hörte eine gewaltige Detonation und spürte ein Zittern und Beben durch den ganzen Körper. Dabei sah er, wie die Brücke einstürzte und eine gewaltige Rauchwolke. Einige Tage später ging er mit Freunden zu den Brückentrümmern und sah in den Eisenteilen einen Pferdewagen mit toten Pferden. Seine logische Feststellung: Wo Pferdefuhrwerke waren, waren wohl auch Menschen, die irgendwo in den Eisentrümmern lagen.
Friedel Hecken, Kaltenengers, geb. 1933
Gespräch am 7. Februar 2013
Friedel Hecken nennt als Zeit der Brückensprengung ca. 7.15 Uhr. Friedel Hecken wohnte damals am Kaltenengerser Rheinufer und beschreibt, was er am nächsten Tag (10. März) gesehen hat: Tote deutsche Soldaten, Pferde und Fahrzeuge hingen in den zerstörten Brückenteilen.
Engelbert Häring, geb. 1927
Gespräch am 3. Oktober 2013
Engelbert Häring war am 9. März 1945 noch beim Militär und flüchtete Ende 1945 aus englischer Kriegsgefangenschaft. Im Sommer 1946 fuhren er und andere Urmitzer mit einem Nachen auf die Engerser Seite der zerstörten Brücke, um aus den Eisentrümmern das angeschwemmte Treibholz zu sammeln. Dabei sah er in den Eisentrümmern zwischen dem Mittelstrompfeiler und dem Strompfeiler auf der Engerser Seite, zwei Skelette hängen sowie die Trümmer eines Lastwagens.
Manfred Kuhn, geb. 1942
Gespräch am 19. September 2012
Nach dem Krieg barg die Firma Gutehoffnungshütte die eingestürzten Brückenteile zwischen den Urmitzer Brückentürmen und dem ersten Strompfeiler. Manfreds Mutter, Frau Margaretha Kuhn geb. Helf, war zu dieser Zeit als Putzfrau bei der Firma Gutehoffnungshütte beschäftigt und putzte die Büro-Baracke an der Brücke. Dabei erfuhr sie, dass ein Militärfahrzeug aus den Eisentrümmern geborgen worden war, in dem sich tote deutsche Soldaten befanden.
Werner Höfer, geb. 1930
Werner Höfer besuchte 1971 und 1974 mit der Urmitzer Feuerwehr das Oktoberfest in München. Dabei kam er 1974 auf dem Busparkplatz mit einem Oktoberfestbesucher aus Bayreuth ins Gespräch. Dieser Mann aus Bayreuth berichtete, dass er im März 1945 in der Nähe von Koblenz eine Brücke gesprengt habe, die noch voller Menschen war. Bei dem Gespräch stellte sich heraus, dass dies nur die Urmitzer Brücke gewesen sein konnte. Auch Johannes Hoffend war bei diesem Gespräch zugegen. Auf die Frage: „Wie konntet ihr denn so etwas nur machen?“, antwortete der ehemalige Pioniersoldat aus Bayreuth: „Hätten wir es nicht getan, wären wir erschossen worden.“
Die Rettungstat der Katharina Reif
Katharina Reif, Tochter der Eheleute Karl Reif und Katharina geb. Häring, wurde am 2. Mai 1931 geboren. Katharina, die mit 13 Jahren am Morgen des 9. März 1945 nach der Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke einen deutschen Soldaten aus dem Rhein gerettet hat, war ein besonderes Mädchen. Urmitzer Mädchen im gleichen Alter befanden sich an diesem Morgen wohlbehütet im Keller oder an einem anderen sicheren Ort. Von Katharina Reif wird erzählt, dass sie während des letzten Kriegsjahres 1944/45 manches Mal bei Fliegeralarm in der Nachbarschaft auf der Hochwasserschutzmauer der Gastwirtschaft „Zum Deutschen Rhein“ (vormals „Zum Vater Rhein“), saß und gegen die Flieger wetterte. Sie wohnte damals in dem Haus St.-Georg-Straße 5, direkt am Rhein. Katharina war also sehr verwegen und hatte keine Angst. Zudem war sie eine sehr gute Schwimmerin und diesbezüglich manchen Jungen im gleichen Alter überlegen. Diese Eigenschaften und Fähigkeiten der Katharina Reif waren die Voraussetzungen für ihre außergewöhnliche Rettungstat am Morgen des 9. März 1945. Andere Urmitzer Mädchen im gleichen Alter wären dazu nicht fähig gewesen. Katharina handelte ohne lange zu überlegen, instinktiv und spontan. Sie rettete den um Hilfe schreienden deutschen Soldaten aus dem Rhein. Am Ufer halfen ihr dann Ludwig Wolf, der in der St.-Georg-Straße 1, nicht weit vom Rhein wohnte und die 11-jährige Franziska Mülhöfer (Mülhöwisch Siss genannt), bei der weiteren Bergung des geretteten Soldaten.
Käthi Weiler geb. Schmidt, geboren 1929, Tochter des Schmiedemeisters Johann Schmidt, bestätigt, dass der von Katharina Reif aus dem Rhein gerettete nasse Soldat am Morgen des 9. März 1945 in ihr Elternhaus, Hauptstraße 46, gebracht und dort mit trockener Kleidung versorgt wurde. Nachmittags ging dieser gerettete Soldat mit anderen deutschen Soldaten, die sich nach der Brückensprengung im Dorf versteckt hatten, in amerikanische Gefangenschaft. Der gerettete Soldat stammte aus Essen und hat einige Jahre später an die Familie Johann Schmidt geschrieben. Er bedankte sich nachträglich für die erwiesene Hilfe. Der Brief ist leider nicht mehr vorhanden und der Name des geretteten Soldaten ist nicht mehr bekannt. (Gespräch mit Käthi Weiler geb. Schmidt am 31. Juli 2013)
Wir können davon ausgehen, dass der Schmiedemeister Johann Schmidt, damals Wehrführer der Urmitzer Feuerwehr, sich zur Zeit der Rettung des Soldaten durch Katharina Reif, am Rhein befand und die Unterbringung des nassen Soldaten in sein Haus, Hauptstraße 46, veranlasst hat. Zehn Jahre nach dem Krieg, im März 1955, wurde Katharina Reif in einem Rundfunk-Interview des SWF zu den Ereignissen am 9. März 1945 befragt. Eine öffentliche Belobigung mit Urkunde erhielt Katharina nicht. Ansonsten sprach Katharina Reif in ihrer bescheidenen Art nicht darüber. Sie war halt eben zur richtigen Zeit am richtigen Ort und leistete Hilfe, ohne lange zu überlegen.
Die Tonaufnahme des SWF vom März 1955 liegt dem Verfasser dieser Abhandlung vor.
Peter Reif, Bruder der Katharina Reif, geb. 1939
Gespräch am 1. April 2013
Peter Reif erklärt, dass seine Schwester Ina nach der Brückensprengung ins Wasser sprang und einen deutschen Soldaten gerettet hat. In den 1950er Jahren wurde sie dazu in einem Rundfunk-Interview befragt. Ina erhielt jedoch keine schriftliche Auszeichnung.
Karl-Heinz Reif, Bruder der Katharina Reif, geb. 1940
Gespräch am 3. April 2013
Karl-Heinz Reif bestätigt, dass seine Schwester Ina nach der Brückensprengung am Morgen des 9. März 1945 einen deutschen Soldaten aus dem Rhein gerettet hat. Der gerettete nasse Soldat wurde in das Haus des Schmiedemeisters Johann Schmidt, Hauptstraße 46, gebracht.
Josef Dott, Metzgermeister, geb. 1933
Gespräch am 5. September 2013
Josef Dott wohnte damals in seinem Elternhaus, St.-Nikolaus-Straße 4, also direkt am Rhein. Josef Dott sah nach der Brückensprengung am 9. März 1945 viele Soldaten, die im Wasser trieben und um Hilfe schrien, auch Pferde, die schrien. Er sah auch, wie Katharina Reif einen Soldaten aus dem Rhein rettete.
Franziska Schmengler geb. Mülhöfer, geb. 1934, jetzt wohnhaft in Bendorf
Gespräch am 18. September 2013
Franziska Mülhöfer wohnte in den letzten Kriegsmonaten in dem kleinen Haus der Familie Rüber in der St.-Nikolaus-Straße, also direkt am Rhein. Ihr Elternhaus in der Koblenzer Straße war nämlich wegen Bombenschäden nicht mehr bewohnbar. Franziska Mülhöfer hat gesehen, wie Katharina Reif einen deutschen Soldaten aus dem Rhein gerettet hat. Sie berichtet auch von Soldaten, die um Hilfe schrien und von schreienden Pferden, die zum Teil noch angeschirrt im Wasser trieben. Franziska Mülhöfer war dabei, als der gerettete deutsche Soldat in das Haus des Schmiedemeisters Johann Schmidt, Hauptstraße 46, gebracht wurde. Der gerettete nasse Soldat hatte eine Wunde an einem Bein.
Dr. Dieter Mannheim aus Kärlich
Telefongespräch am 8. März 2020
Dr. Mannheim sagte, dass er 1959 während des Sommersemesters in Lausanne (Schweiz) studierte. Dort lernte er Prof. Neumeier kennen. Dieser berichtete ihm, dass er als Soldat am Morgen des 9. März 1945 die Kronprinz-Wilhelm-Brücke passierte. Kurz nachdem er die rechte Rheinseite erreicht hatte, wurde die Brücke gesprengt. Die Brücke war zu diesem Zeitpunkt noch vollbesetzt mit deutschen Soldaten.
Folgende Frage wurde schon oft gestellt: Wie viele deutsche Soldaten wurden bei der Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke getötet?
Diese Frage kann jetzt und auch in Zukunft niemand beantworten. Viele Zahlen wurden schon genannt. Ich möchte mich an dieser Zahlen-Spekulation nicht beteiligen. Ich kann nur so viel sagen: Es waren viele – sehr viele – viel zu viele, die dieser sinnlosen Tat zum Opfer fielen!
Während des Ersten Weltkrieges wurde die Brücke aus militärstrategischen Gründen gebaut und am Ende des Zweiten Weltkrieges aus militärstrategischen Gründen, ohne Rücksicht auf eigene Verluste, gesprengt.
Welch ein Irrsinn!
Was geschah in Urmitz unmittelbar nach der Brückensprengung?
Weil der Rückzug der Wehrmacht zur rechten Rheinseite wegen der Brückensprengung gestoppt wurde, war auf der Urmitzer Hauptstraße ein riesiges Chaos von Lastwagen, Pferdefuhrwerken und toten Pferden. Die Urmitzer hängten weiße Betttücher und Tischdecken raus und warteten auf die Amerikaner. Die deutschen Soldaten gingen am Rhein entlang in Richtung Koblenz, in der Erwartung, dort noch den Rhein überqueren zu können. Einige deutsche Soldaten gingen ein hohes Risiko ein, indem sie sich in Urmitz versteckten, um sich den anrückenden Amerikanern zu ergeben. Vor allem durften sich die deutschen Soldaten in ihren Verstecken nicht von der im Dorf verbliebenen Waffen-SS, den sogenannten Kettenhunden, erwischen lassen. Denn auf Fahnenflucht erfolgte unmittelbar die Todesstrafe. Deserteure wurden erschossen oder aufgehängt. „Der Soldat kann streben, der Deserteur muss sterben“, vermerkt Hitler bereits 1924 in „Mein Kampf“. Die Angst vor der Waffen-SS war größer als die Angst vor den Amerikanern.
Die Amerikaner hatten es nach der Brückensprengung nicht mehr eilig. Das Ziel, die Brücke zu erobern, hatte sich erledigt. Nun auf die Schnelle in Urmitz einzumarschieren war wohl wegen der im Ort verbliebenen deutschen Soldaten zu risikoreich und hätte nur zu unnötigen Straßenkämpfen geführt. Einige Tage später entdeckten Urmitzer Bauern Panzerspuren in der Urmitzer Flur. Man kann wohl davon ausgehen, dass die Amerikaner vor dem Einmarsch in das Dorf zunächst die Urmitzer Flur erkundeten. Erst am Nachmittag, um ca. 15 Uhr, rollten die amerikanischen Panzer in Urmitz ein und zwar im Unterdorf am Kreuzgässchen. Dabei fiel zum Glück kein einziger Schuss. Über Lautsprecher wurden die deutschen Soldaten in deutscher Sprache aufgefordert, aus ihren Verstecken zu kommen und sich zu ergeben. Diese gingen lieber in amerikanische Gefangenschaft, als diesen sinnlosen Krieg weiterzuführen, obwohl sich später herausstellte, dass die Bedingungen in den amerikanischen Gefangenenlagern oftmals sehr brutal waren, z. B. im Gefangenenlager bei Sinzig. Weil die Hauptstraße, wie schon gesagt, unpassierbar war, fuhren die amerikanischen Panzer durch die enge Jahnstraße und die Ringstraße bzw. sie überrollten Zäune und Mauern und umfuhren den Ortskern. Sogenannte Panzersperren stellten keine Hindernisse dar. Wir Kinder aus dem Rheingraben standen etwa 10 Meter entfernt von der Einmündung der Straße zur Hauptstraße und sahen, wie ein amerikanischer Panzer bei der Engstelle im Graben den vorgesetzten Hausbau des Adam Höfer (Schneiderhannese Adam) einfach wegdrückte, um den Weg freizumachen. Es war auffällig, dass die Amerikaner militärtechnisch viel besser ausgestattet waren als die Wehrmacht. Pferdefuhrwerke gab es z. B. nicht bei der US-Armee. Ich empfand als 8-Jähriger beim Anblick der amerikanischen Panzer ein Gefühl der Befreiung und wusste, dass der Krieg nun vorbei war.
Nicht alle deutschen Soldaten folgten am Nachmittag des 9. März 1945 der ultimativen Aufforderung der Amerikaner, sich zu ergeben. So berichtet z. B. Josef Fink aus dem Rheingraben, dass sich ein deutscher Soldat länger als eine Woche nach dem Einmarsch der Amerikaner in Urmitz, in ihrer Scheune versteckt hielt und von Familie Fink mit Essen und Getränken versorgt wurde. Als die Situation für den Vater des Josef Fink, Engelbert Fink, zu gefährlich erschien, hat er den deutschen Soldaten aufgefordert, sich den Amerikanern zu ergeben. Über das weitere Schicksal dieses Soldaten ist nichts bekannt.
Am 9. März 1945 und den darauffolgenden Tagen wurden, neben der Kronprinzenbrücke, sämtliche verbliebenen Rheinbrücken gesprengt, außer der Germersheimer Brücke. Diese wurde erst am 24. März 1945 gesprengt. Die Wehrmacht sollte auf der rechten Rheinseite eine Verteidigungslinie erstellen, um das Vordringen der amerikanischen Armee zu stoppen. Da aber die Amerikaner am 7. März die Remagener Brücke erobert hatten und schon vor dem Einsturz der Remagener Brücke am 17. März 1945 eine Pontonbrücke über den Rhein bauen konnten, wurde die Wehrmacht auf der rechten Rheinseite erheblich geschwächt und der Krieg verkürzt.
Sonntag, 18. März 1945
Wie schon gesagt, blieb bei der Brückensprengung am 9. März 1945 das letzte 75,20 m lange Teilstück der Kronprinz-Wilhelm-Brücke auf der Engerser Seite stehen. Dieses Brückenelement wurde nachträglich von der Wehrmacht am Sonntagmorgen, des 18. März 1945 gesprengt. Es war zwei Wochen vor Ostern. Die Sprengung geschah zu der Zeit, als die Messe zum Passionssonntag in der Urmitzer Kirche gefeiert wurde.
Sonntag, 25. März 1945
An Palmsonntag, eine Woche vor Ostern, 16 Tage nach der Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke mit ihren katastrophalen Folgen, wurde Engers von den Amerikanern eingenommen.
Wenn die Not am größten ist, gibt es immer noch ein kleines Pflänzchen Hoffnung. Deshalb sollen Sie am Schluss meines Vortrages ein Gedicht von Hedwig Glöckner hören, mit dem Titel: Frühlingserwachen 1945. Hedwig Glöckner, in Urmitz Hedi genannt, war die älteste Tochter des Urmitzer Lehrers Jakob Glöckner und seiner Ehefrau Magdalena. Hedwig wurde am 25. Januar 1922 geboren, war also bei Kriegsende 23 Jahre alt. Der Text dieses Frühlingsgedichtes ist hochpolitisch. Das Gedicht wurde am Frühlingsanfang, also im März 1945 verfasst, noch vor dem Tod Hitlers. Bitte hören Sie genau zu. Ich gebe Ihnen einen Tipp. Zweimal kommt in dem Gedicht das Wort Winter vor. Wer ist mit Winter gemeint? Hedi Glöckner spricht hier deutlich durch die Blume!
Frühlingserwachen 1945
von Hedwig Glöckner
Noch hat der alte König Winter seine Herrschaft über`s Land,
Doch schon unter der gefrorenen Erde flicht der Frühling ein neues Band.
Und leise, ganz leise, dort unter den Bäumen
Beginnen die Blumenkinder zu träumen.
Horch, hat ihnen nicht jemand etwas zugeraunt?
Sie selber sind nicht wenig erstaunt.
Frau Sonne war`s mit lachendem Gesicht
Und wies sie hin auf ihre neue Pflicht.
Und sieh, nach einiger kurzer Zeit
Ist`s aus mit König Winters Herrlichkeit.
Es sprießen und blühen an allen Eckchen
Veilchen, Primeln und Schneeglöckchen.
Der Frühling ist`s, den wir vernommen.
Oh, sei uns tausendmal willkommen.
Ergänzender Bericht zum Thema „Sprengung der Kronprinz-Wilhelm-Brücke am 9. März 1945“
Am 12. März 2015 berichtete die Rhein-Zeitung über meinen Vortrag am 10. März 2015 im Pfarrsaal der katholischen Kirchengemeinde Urmitz mit dem Titel „Vortrag über Brückensprengung fesselt“, von Peter Karges.
Am selben Tag (12.3.2015) erhielt ich einen Anruf von Herrn Richard Schnack aus Weißenthurm. Richard Schnack, geb. 1927, wohnhaft in Weißenthurm, Hauptstraße 30, bezog sich auf den oben genannten Artikel in der Rhein-Zeitung und berichtete von dem Erlebnis seines Vaters Jean Schnack, geb. 1897, am Morgen des 9. März 1945.
Jean Schnack war damals bei der Weißenthurmer Blechwarenfabrik (Rheinblech, später Schmalbach) beschäftigt und hatte in der Nacht vom 8. zum 9. März 1945 Brandwache. Die Blechwarenfabrik (Werk I) liegt direkt am Rhein, zwischen der Bahnhofstraße und dem Rheinufer, oberhalb der Weißenthurmer Brücke. Die Weißenthurmer Straßenbrücke (Hermann-Göring-Brücke) wurde am 16.1.1945 durch Bomben zerstört. Die Brückentrümmer lagen im Wasser, bzw. ragten aus dem Wasser. Jean Schnack stand am Morgen des 9. März 1945 am Weißenthurmer Rheinufer, nahe bei der zerstörten Hermann-Göring-Brücke und sah, wie deutsche Soldaten, die sich an Holzbalken festhielten, in die Brückentrümmer trieben. Eine Rettung der Soldaten war nicht möglich.
Vor mehreren Jahren berichtete Maria Reif geb. Vogt, Ehefrau des Alois Reif, mehrmals über ihre Erlebnisse am Morgen des 9. März 1945. Maria Vogt, geb. 28.2.1924, wohnte damals in ihrem Elternhaus in Weißenthurm, Bahnhofstraße 54. Der Garten des Grundstücks grenzt an die Hochwasserschutzmauer am Weißenthurmer Rheinufer, oberhalb der Weißenthurmer Brücke. Maria Reif geb. Vogt, berichtete mehrmals, dass am Morgen des 9. März 1945, Pferde und Soldaten im Wasser trieben. Die Pferde schrien. Die Soldaten hielten ich an Holzbalken fest und schrien um Hilfe.
Urmitz, den 09. März 2020
Walter Häring
Schillerstraße 7
56220 Urmitz
Tel. 02630/6273
wmhaering@t-online.de
Literatur- und Quellenverzeichnis
1. Tagebuch des Schmiedemeisters Jakob-Klemens Reif vom 29.12.1944 bis 2.4.1945
2. Brig. Gen. Albin F. Irzyk A WARRIOR`S QUILT OF PERSONAL MILITARY HISTORY
Published by ivy house publishing group 2010, ISBN: 978-1-57197-505-8
Teilweise ins Deutsche übersetzt von Prof. Dr. Wolfgang J. R. Hoefer,
1256 Beach Drive, Victoria, BC, Canada V8S2N3, am 17.11.2013
3. Hans-Wolfgang Scharf, Eisenbahn-Rheinbrücken in Deutschland
EK-Verlag GmbH, Freiburg 2003, ISBN: 3-88255-689-7
4. Dr. Helmut Schnatz, Der Luftkrieg im Raum Koblenz 1944/45
Harald Boldt Verlag, Boppard 1981, ISBN: 3-7646-1774-8
5. Reinhard Gilles, Die Geschichte der Gemeinde Urmitz, Urmitz 2002
6. Heimatbuch 2015 des Landkreises Mayen-Koblenz
Hedwig Glöckner, Frühlingserwachen 1945
7. Heimatbuch 2007 des Landkreises Mayen-Koblenz, S. 145
Walter Häring, Die Kronprinz-Wilhelm-Brücke zwischen Engers und Urmitz
8. Lagerbuch und Chronik der kath. Pfarrkirche St. Georg Urmitz, S. 199
Pfarrarchiv, Pfarrer Nikolaus Heit: Der Brückenbau
9. Landesbühne Rheinland-Pfalz „Die Brücke“
Schauspiel nach dem Roman „Die Brücke von Remagen“ von Rolf Palm
10. Informationen zur politischen Bildung Nr. 315, Heft 2/2012, Seite 17
Bundeszentrale für politische Bildung, Bonn
11. Rhein-Zeitung 2. August 2014 „Gasexplosionen verwüsten Stadt“
12. Protokollbuch der freiwilligen Feuerwehr Urmitz 1971 u. 1974
13. Rhein-Zeitung 10.03.1998
„Niemand kam bei der Brückensprengung zu Schaden“
(Simon Birrenbach)
14. Rhein-Zeitung 08.03.2014
„Plakette soll an das Grauen vom 9. März erinnern“
(Hermann Reiff)
15. Christian Hardinghaus „Die verdammte Generation“
Europa Verlag, Berlin 2020 ISBN 978-3-95890-297-8
16. Tonaufnahme des SWF, März 1955
Interview mit Katharina Reif und Ludwig Wolf
17. Die in der Abhandlung genannten Zeitzeugen und eigene Erinnerungen
Tourismus
Sehr geerehrte Gäste!
Herzlich willkommen in unserem schönen Urmitz.
Zusammen mit unsere unmittelbaren Nachbargemeinden Bassenheim, Kaltenengers, Kettig, St. Sebastian sowie den Städten Mühlheim-Kärlich und Weißenthurm bieten wir Ihnen tolle Erholungs- und Freizeitmöglichkeiten.
Es stehen Ihnen interessante Rad- und (Premium-) Wanderwege, diverse Sehenswürdigkeiten, das erholsame Freizeitbad TAURIS sowie vielfältige Einkaufsmöglichkeiten zur Verfügung. Der Gewerbepark Mülheim-Kärlich ist das größte Fachmarktzentrum Deutschlands und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Neben dem direkt am Rhein gelegenen Wohnmobilstellplatz bieten sich auch die freundlichen Gästezimmer im Gasthaus 'Zum Anker' für Übernachtungen an (Telefon: 02630-7048, Mail: info@urmitz.de).
Weitere Informationen zum Thema "Tourismus" finden Sie auch auf der Homepage der Verbandsgemeinde Weißenthurm: www.mittelrhein-touristik.com


Der Urmitzer Löwe
Im Sockel des Hauses Hauptstraße Nr. 60 schaut ein imposanter Löwe den Passanten mit bleckenden Zähnen an.
Alter und Bedeutung dieser Skulptur sind nicht geklärt. Ihre jetzige Lage im Ortsteil "Am alten Schloß", wo man Traßquadern aus römischer Zeit ausgegraben hat, und die Art der Arbeit lassen die Herkunft von einem römischen Gutshof oder Amtsgebäude nicht ausgeschlossen erscheinen. Ähnliche Köpfe gab es früher an der "Porta Paphia" in Köln.
Mit den Abbildungen von Löwen und anderen Ungeheuern war schon von jeher ein Abschreckungs- und Abwehrzauber verbunden. Dr. Peter La Baume hält den Urmitzer Löwen für eine hochmittelalterliche Arbeit. Er spricht den Kopf als Rechtsdenkmal aus unbekannter Zeit an. An anderer Stelle teilt Dr. Röder u.a. mit, dass Architekturteile aus dem beim Einmarsch der Franzosen 1794 zerstörten Kärlicher Schloß von der Bevölkerung gern in ihre Häuser eingebaut wurden. Er deutet dieses Handeln auf abergläubische Vorstellungen, die im deutschen Volksglauben mit dem Stein verbunden werden. Besonders den alten Steinplastiken soll eine ganz besonderer Kraft innewohnen.
Spolienraub dürfte es auch bei der Zerstörung des Schlosses Schönbornslust bei Kesselheim im gleichen Jahr gegeben haben. Bei Raubstücken aus den kurfürstlichen Schlössern wird es sich aber eher um Vollplastiken gehandelt haben, als um medaillonartige Halbplastiken, wie unser Löwenkopf eine darstellt.
Das alte Friedhofskreuz von 1720
Stifter Diederich Schüller
Während des Karfreitag-Gottesdienstes 2003 erfolgt die Segnung des restaurierten Friedhofskreuzes, welches in der Apsis des östlichen Seitenteils unserer Kirche einen neuen Platz gefunden hat. Die Geschichte dieses Kreuzes soll hier kurz geschildert werden:
Im Jahre 1720 stiftete Diederich Schüller aus Kaltenengers das große Basaltkreuz, welches heute an der östlichen Grenze unseres Friedhofes steht, mit einem Korpus aus Eichenholz geschnitzt, der sich nun auf einem neuen Holzkreuz in der Kirche befindet.
Auf dem Sockel des Basaltkreuzes finden wir den Stiftertext "ZU EHREN GOTTES HATT MICH GESTIEFTET DIEDERICH SCHULER VON CALTENENGERS 1720". Von dem Künstler bzw. Handwerker, der dieses Kreuz geschaffen hat, ist nichts bekannt.

Es ist aus heutiger Sicht verwunderlich, dass ein Bürger aus Kaltenengers dieses Kreuz für den Urmitzer Friedhof stiftete. Wir wissen aber, dass Kaltenengers bis 1869 zur Pfarrei Urmitz gehörte und die Kaltenengerser nach dem Tode auf dem Kirchhof in Urmitz begraben wurden.
Das große Friedhofskreuz hatte seinen Platz auf dem Kirchhof (Friedhof) bei der alten Kirche.
Im Sterberegister der Pfarrei St. Georg Urmitz steht: "26. April 1729 (starb) Schüler Theodorus civis in Caltenengers fundator anniversarii solemnis et lapideae crucis in coemiterio erectae". Die sinngemäße Übersetzung besagt, dass Theodorus Schüler (Diederich Schüller), dem Stifter des steinernen Friedhofskreuzes, jährlich eine feierliche Seelenmesse (Jahrgedächtnis) zugesichert wird (ohne zeitliche Begrenzung).
Als 1772 die alte Kirche abgerissen und die jetzige Kirche erbaut wurde, ist wahrscheinlich das Kreuz innerhalb des Kirchhofes versetzt worden. Im Jahre 1842 wurde der neue Friedhof am Ortsausgang angelegt und das große Friedhofskreuz dorthin umgesetzt. Seinen jetzigen Standort, an der östlichen Grenze des erweiterten Friedhofes, fand es im Jahre 1967. Bis dahin war der Holzkorpus durch einen Zinkblechbogen nur unvollkommen gegen die Witterung geschützt.
1967 wurde der Holzkorpus vom großen Basaltkreuz abgenommen und auf einem Holzkreuz an der überdachten Außenwand der neuen Friedhofskapelle angebracht.
Das blanke Basaltkreuz (ohne Korpus) wirkte nun sehr trostlos. Im März 1993 stiftete Hans Reif für das alte Basaltkreuz einen Basaltkorpus, welcher von dem Bildhauer Hans-Joachim Hippel aus Mayen gefertigt wurde. Als Vorlage für diesen Basaltkorpus diente ein Torso aus Sandstein der sich seit langer Zeit im Pfarrhaus befindet.
Der alte Holzkorpus auf dem Holzkreuz an der überdachten Westseite der Friedhofskapelle war leider nicht mehr sicher. Im Sommer 2001 wurde der Fußnagel gestohlen. Der Korpus hatte keinen festen Halt mehr und war außerdem renovierungsbedürftig. Dazu kamen einige negative Vorkommnisse innerhalb unseres Ortes, wie Diebstahl der Bilder aus dem Heiligenhäuschen am Kreuzgässchen, Beschädigung des Kreuzes am Hause Mohr in der Ringstraße und Zerstörung bzw. Diebstahl von Heiligenfiguren aus dem Heiligenhäuschen am Les-Noes-Platz. So entschloss man sich schweren Herzens im November 2001 das Kreuz von der Außenwand der Friedhofskapelle zu entfernen.
Herr Dechant Walter Bucher und Herr Ortsbürgermeister Manfred Kuhn waren sich einig, dem Kreuz einen sicheren und würdigen Platz zu geben. In Absprache mit Herrn Dr. H.-B. Busse, Konservator des Bistums Trier, wurde die leere Apsis im östlichen Seitenteil der Kirche für die Anbringung des Kreuzes bestimmt.
Dazu wurde zunächst von Herrn Manfred Dahlem, Meister und geprüfter Restaurator im Tischlerhandwerk, wohnhaft in Spay, ein neues Holzkreuz aus Eichenholz angefertigt, welches mit den Maßen des alten Basaltkreuzes (von 1720) auf dem Friedhof genau übereinstimmt.
Die Restaurierung des Christuskörpers übernahm Frau Brigitte Hartmann, Diplom-Restauratorin, aus Köln. Dabei konnte Frau Hartmann bei genauer Untersuchung die ursprüngliche Farbschicht ermitteln. Gemäß dieser ersten Farbfassung von 1720, wurde nun der Korpus fachgerecht restauriert.
Nach der Restaurierung wurde das Kreuz in der Apsis des östlichen Seitenteils unserer Kirche angebracht. Somit kam das Kreuz an seinen ersten Ort (1720) zurück, in den Bereich des früheren Kirchhofes bei der alten Kirche.
Die nachfolgenden Generationen sollen aber wissen, dass das große Basaltkreuz auf dem jetzigen Friedhof und der Holzkorpus auf dem Holzkreuz in der Apsis der Kirche zusammengehören.